Deutsche Mittelständler denken immer mehr darüber nach ein Entwicklungs-Team in aufzubauen, da sie von vielen Erfolgsstories hören und sehen das es dort sehr viele hochqualifizierte Programmierer gibt.

Die Frage die sich jedoch die meisten von diesen mittelständischen, meistens im Softwarebereich tätigen, Unternehmen fragen ist, wie man ein Entwicklungsteam auf dem Subkontinent erstellen kann. Aus Sicht eines Neueinsteigers in das Thema, wird es als fast unmöglich angesehen, so etwas zu bewältigen.

Es gibt sehr viele behördliche Dinge zu beachten, wenn man so einen Schritt plant. Aber, wie auch ein Softwareunternehmen weiss, ist der Behördengang nicht der wichtigste Prozess in einem Unternehmen.

Es müssen überdurchschnittlich gute Programmierer angeworben und ein passendes Management installiert werden.

Um einen ersten Einblick in die Möglichkeiten zu geben hier in Indien ein Entwicklungsteam aufzubauen, geben wir im Folgenden einige Hinweise zu den ersten Schritten.

Strategie

Bevor Sie darüber nachdenken mit Indien ins Geschäft zu kommen, sollten Sie über eine erste Strategie verfügen. Wichtig ist zu verstehen, dass es einen Unterschied macht wo Sie in Indien gründen. Denn Bangalore hat ganz andere Gegebenheiten als zum Beispiel New Delhi im Norden oder Kochi im Süden.

Marktanalyse und Standortfindung

Studieren Sie den indischen Markt und finden Sie heraus, welche Lohnkosten in den unterschiedlichen Regionen Indiens bestehen. Diese können sich unter Umständen erheblich voneinander unterscheiden.

In Bangalore sind die Gehälter derzeit am höchsten. Auch die Fluktuationsrate unter den Mitarbeitern ist sehr hoch. Der Grund dafür ist, dass es in Bangalore alleine mehrere Hundert IT Unternehmen hat. Bekommt also der liebgewonnene IT Mitarbeiter einen besseren Lohn von woanders angeboten, dann wird er höchstwahrscheinlich dorthin wechseln. Da es keine lange Übergangsfristen gibt, geschieht das alles ziemlich kurzfristig.

Auch die Löhne in Bangalore sind sehr hoch. Zum einen liegt das an den hohen Lebenshaltungskosten in dieser Stadt, als auch am Kampf um die besten Mitarbeiter. Der Kampf um diese ist so stark, dass dort oftmals auch deutsche Lohnstandards erreicht werden.

In sogenannten Tier-2 Städten sieht die Lage schon viel entspannter aus. Kochi, eine Stadt im Süden Indiens, wo auch YUHIRO angesiedelt ist, hat einige Vorteile. Zum einen gibt es bereits eine etablierte IT Szene, welche beständig neue Programmierer ausbildet und auf der anderen Seite gibt es, fast schon ein Überangebot an Hochschulabsolventen aus dem IT und dem Engineering Bereich.

Auch andere Tier-2 Städte, wie Trivandrum oder Coimbatore bieten sich an. Die lokalen Regierungen haben meistens einen Fokus auf die IT Branche und fördern diese nach Kräften durch finanzielle Anreize und eine sehr gute Infrastruktur.

Firmengründung oder Dienstleistungseinkauf auf dem Subkontinent

Um einen Einstieg in Indien zu schaffen und von den Gegebenheiten vor Ort (geringere Lohnkosten, hohe Verfügbarkeit an gut ausgebildeten IT Kräften) profitieren zu können, gibt es verschiedene Wege für ein Unternehmen aus Deutschland.

Joint Ventures

Indien hat in den letzten Jahren die Hürden für die Geschäftsbeziehung mit einem indischen Unternehmen, in Form eines Joint Ventures, vereinfacht. Unternehmensanteile an der Partnerfirma können heutzutage entweder durch die Einbringung von Kapital oder aber auch Sacheinlagen in Form von Investitionsgütern, geschehen.

Vorteile eines Joint Ventures liegen auf der Hand. Der indische Partner hat schon Erfahrung mit der Rekrutierung von Mitarbeitern, hat Büros und weiss wie man Projekte mit europäischen Partnern umsetzt.

Tochtergesellschaft

Den anderen Weg, den einige Unternehmen aus Deutschland gehen, ist der Aufbau einer Tochtergesellschaft in Indien. Das kann sich langfristig lohnen, denn man kann eigene Erfahrungen sammeln, sei es mit der Rekrutierung, Mitarbeiterführung oder Bürokratie.

Dadurch bleibt man auch in der Zukunft flexibel und kann gegebenenfalls einfach und schnell Personal aufstocken.

Zu bedenken ist jedoch, dass eine Tochtergesellschaft in Indien viel Vorlaufzeit braucht und man sich auch um das Büro, das Management vor Ort etc. kümmern muss.

Es gibt jedoch auch einige deutsche mittelständische Unternehmen die diesen Weg erfolgreich gegangen sind.

Einkauf von Dienstleistungen

Der Klassiker ist jedoch immer noch, dass man sich im ersten Anlauf Dienstleistungen aus Indien einkauft.

Hierbei stellt das Unternehmen in Indien, für den Mittelständler in Deutschland Personal ein. Die Verträge laufen meistens auf Monatsbasis.

Das Problem hierbei ist natürlich, dass die Transparenz über den Einstellungsprozess oder die Projektausführung nicht so stark gesteuert werden kann, wie bei einem Joint Venture oder gar einer eigenen Tochtergesellschaft.

Auf der anderen Seite braucht man sich nicht um die Einstellung von Projektleitern, einem Management und von Programmierern zu kümmern, und es fallen auch keine zusätzlichen Infrastruktur- oder bürokratischen Kosten an.

Das ist zum Beispiel auch eine Dienstleistung die YUHIRO anbietet.

Personalsuche in Indien

Die Personalsuche in Indien gestaltet sich, wie in Deutschland auch, nicht immer einfach.

Normalerweise erhält man, besonders als aus Deutschland stammende Firma, sehr viele Bewerbungen. Man wird also sehr viel Arbeit in die Vorselektierung der Bewerbungen stecken müssen.

Das wichtigste was man bei der Personalauswahl verstehen sollte ist: In absoluten Zahlen gibt es mehr qualifizierte Entwickler als in Deutschland. Geht es jedoch um den prozentualen Anteil, dann ist es um ein vielfaches geringer.

An einem Beispiel vereinfacht dargestellt:

Ein mittelständisches Unternehmen bekommt auf eine Stellenausschreibung 50 Bewerbungen in Deutschland. Nun kann das Unternehmen davon ausgehen, dass von diesen potenziellen Programmierern/ Mitarbeitern ein guter Prozentsatz, eventuell 10 Prozent der Leute, geeignet sind. Bei 10 Prozent währen das dann 5 potenzielle Kandidaten.

In Indien wird jedoch der Anteil der einstellbaren Personen, aus diesen 50 Bewerbern, viel niedriger sein. Manchmal sind es 2 Prozent oder weniger, welche man einstellen kann, da bei vielen Soft Skills und andere Fähigkeiten fehlen.

Jedoch bekommen Sie in Indien etwa 5 mal soviele Bewerbungen wie in Deutschland. Daher liegen Sie zum Beispiel bei 500 Antwortenden auf die Stellenausschreibung. Hier sind dann wiederum 2 Prozent, etwa 10 potenzielle Kandidaten.

Bei der Personalauswahl in Indien ist es also wichtig diese 10 Kandidaten aus den 500 herauszupicken.

Rechtliche Gegebenheiten und Bürokratie

Schon so mancher Geschäftsmann hat in Indien die Bürokratie also einfach eingeschätzt. Wenn Sie jedoch, besonders als ausländisches Unternehmen, die Gesetzte nicht beachten, kann es zu Problemen kommen.

In einem, uns bekannten, Fall war es so, dass der deutsche Gründer und Geschäftsführer der indischen IT Firma mehr als 60 Mitarbeiter eingestellt hat und die Unternehmung auch sehr gut lief. Jedoch wurde ein Fehler, beim Start der Unternehmung, bei der Beantragung des Visums gemacht. Nach einigen Jahren wurde dem Geschäftsführer dann kein Visum mehr für Indien ausgestellt. Aus diesem trivialen Grund musste die indische Unternehmung geschlossen, beziehungsweise verkauft, werden.

Das ist nur ein Beispiel. Noch viele andere rechtliche und bürokratische Gegebenheiten müssen beachtet werden, wenn Sie in Indien starten wollen.

Soziale und interkulturelle Aspekte

In den letzten Jahren hat sich die indische Kultur der westlichen angepasst. Heutzutage schaut sich ein Grossteil, besonders der jüngeren Generation, aus der auch die meisten IT Mitarbeiter stammen, Hollywood Filme an, essen bei McDonalds und nutzen das Internet per Smartphone um auf Facebook zuzugreifen.

Die Lebensgewohnheiten haben sich also stark angepasst.

Trotzdem gibt es Details die sich immer noch stark unterscheiden und die man beachten muss. Beispielsweise konfrontiert man einen Mitarbeiter nicht direkt mit einem Problem, sondern sagt es eher durch die Blume, so dass alle Beteiligten ihr Gesicht wahren können.

Im Unterschied zu Deutschland unterhält man sich sehr intensiv und ausgiebig über die eigene Familie. Das sind zwar alles Details, jedoch kann dies über den Erfolg oder den Misserfolg, in der Kommunikation mit den indischen Mitarbeitern, entscheiden.

Das Thema interkulturelle Aspekte ist ein sehr weites Feld, welches wir in diesem Beitrag nicht weiter ansprechen. Hierfür werden wir einen separaten Artikel schreiben, der tiefer auf dieses Thema eingeht.

Was wollen Sie mit den Indien-Engagement erreichen?

Schlussendlich sollten Sie sich auch Fragen was Sie mit dem Indien-Engagement erreichen wollen. Geht es zum Beispiel nur um Kosten-Senkung? Oder sehen Sie das Potenzial das sich in der grossen Anzahl an qualifizierten und motivierten IT Mitarbeitern verbirgt und welches höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren die IT Landschaft weltweit prägen wird?

Sicherlich müssen die Fragen nicht unbedingt, die oben genannten sein. Jedoch sollte schon vorher klar sein, warum sie das Indien-Engagement vornehmen wollen.

Planen Sie ein Entwicklungsteam in Indien aufzubauen?

Ja? Dann freuen wir uns auf einen Austausch. Nutzen Sie hierfür das untenstehende Kommentarsystem.


Der Autor: Sascha Thattil unterstützt Unternehmen bei dem Aufbau und der Führung von Entwicklerteams in Indien. Er arbeitet bei YUHIRO, ein deutsch-indisches Unternehmen das sich auf IT-Outsourcing spezialisiert hat.

2 Kommentare
  1. Guten Tag,

    mit welchen mindest-Jahres-Budget ist in etwa zu zu rechnen, um eine IT-Entwicklungsfa. (anfangs 5 Entwickler, HW /SW, 2 Overhead (lokaler GF – Personalverantwortl., Buchhaltung Organisation) in Kalkutta aufzubauen?

    Anleitung soll über Reisen nach Bedarf und ansonsten eMail & Videokonf. etc. passieren.

    Ist die Unternehmensgründung eher british-unkompliziert oder erheblich bürokratischer? Anschubfinanzierung soll durch mtl. Rechnungstellung des (meines) Unternehmens dort an meines hier erfolgen.

    Es soll kein Expat entsandt oder dort installiert werden.

    Ihre Gedanken dazu?

    Viele Grüße
    Hanno Sponholz

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