Warum sich Internetagenturen und Softwareunternehmen komplett neu erfinden müssen

Internetagenturen und Softwareunternehmen haben lange Zeit sehr gut von IT Projekten gelebt. Es gab immer externe Software, welche man den Anforderungen der Kunden anpassen musste, oder individual Programmierungen, für spezielle Wünsche.

Der Trend geht jedoch immer mehr hinzu Standard-Lösungen welche man aus der Cloud, oder einfacher ausgedrückt aus dem Internet, erhält.

Der Bedarf für Anpassungen dieser Lösungen sinkt immer weiter und somit auch der Bedarf Internetagenturen oder Softwareunternehmen zu beauftragen.

Im Beitrag einige Tipps wie sich Internetagenturen und andere IT Unternehmen neu erfinden können.

Der Trend

Immer mehr kleine und grosse IT Unternehmen berichten seit einiger Zeit, dass der Trend, hin zu weniger Programmierern geht. Immer mehr Aufgaben können mit einer immer kleineren Zahl an Entwicklern gestemmt werden.

Die folgenden zwei Trends sind der Grund dafür:

Automatisierung:

Viele Prozesse, welche früher mehrere Tage oder Wochen gedauert haben, können heutzutage mit einem Klick ausgeführt werden.

Beispielsweise wird auf die Beschäftigung von Herrscharen von Software-Testern verzichtet und es wird mehr auf Software gesetzt, welche diese Test-Aufgaben automatisiert ausführen.

Auch stellen die Programmier-Sprachen immer mehr Werkzeuge bereit, mit denen sich Software automatisiert erzeugen lässt. Sie möchten einen Button? Ziehen Sie diesen einfach in der Software-Erstellungs-Umgebung in den Bildschirm und der Code wird automatisch im Hintergrund erzeugt. Wo früher eine relativ komplexe Programmierung notwendig war, braucht es heute nur noch ein “Drag-and-Drop”.

Software auf Miete:

Es war lange Zeit normal, komplette Software-Pakete zu kaufen und diese nur teilweise zu nutzen.

Das beste Beispiel sind SAP-Lizenzen. Ein Anwender-Unternehmen zahlt mehrere Millionen an Lizenzgebühren, nutzt aber höchstwahrscheinlich nur einen kleinen Bruchteil der Funktionalitäten. Gleichzeitig fällt die jährliche Wartungsgebühr auf den Gesamtbetrag an. Die Unkosten hierfür sind nicht unerheblich.

Gleichzeitig fallen für solche Programm-Lizenzen auch noch Kosten an, um diese der eigenen System-Landschaft anzupassen.

Mit dem “Cloud” Konzept, oder “Software auf Miete” Konzept ändert sich das nun.

Nur das Nötigste kann “angemietet“ und über das Internet bezogen werden.

Bei der Cloud geht es grundsätzlich darum, Ressourcen zu teilen anstatt alles selbst zu nutzen.

Die Lösung: Eigene Software-Produkte und Cloud-Lösungen

In Zukunft wird es immer weniger Software geben, welche man aufwendig in Anwender-/ Kunden- Unternehmen implementieren muss, da vieles mit einem Klick installiert werden kann.

Die Systeme werden zudem intelligent sein und die wichtigsten Anpassungen automatisch vornehmen können.

Dementsprechend wird es auch immer weniger Bedarf an IT Experten geben. Somit wird sich die Mitarbeiterzahl in den meisten IT Unternehmen reduzieren.

Der richtige Ansatz ist es also, bereits heute an eigenen Software-Produkten und Cloud-Lösungen zu arbeiten.

Einige Wege dies zu erreichen, sind Folgende:

  • Softwareentwicklung gemeinsam mit einem ersten oder mehreren Testkunden: Gemeinsam mit dem ersten Kunden entwickelt man Software, welche man dann an andere Kunden weitergibt. Eine solche Entwicklung dauert meistens mehrere Jahre, bevor man weitere Kunden gewinnen kann.
  • Mithilfe von Investoren: Der neue “Startup”-Weg für Cloud-Lösungen geht auch über Investoren. Mit einem ersten Prototyp der Software tritt man an einen oder mehrere Kapitalgeber heran. Mit dem gewonnen Kapital kann man den Prototyp dann zur ersten, für den Nutzer wertvollen, Version entwickeln.

Was sind die ersten Schritte?

Viele Internetagenturen und Softwareunternehmen verstehen sich als allererstes als Service-Dienstleister und kennen die Prozesse in Produktunternehmen nicht.

Der Weg hinzu Produkten und Cloud-Lösungen muss nicht so schwer sein. Jedoch sollte das Vorhaben Ressourcenschonend vorgenommen werden.

Hier einige möglichen ersten, Ressourcenschonende, Schritte:

  1. Mitarbeiter auswählen, welche das Projekt starten und betreuen können: Im Unternehmen wird es höchstwahrscheinlich bereits gute Programmierer geben, welche wissen wie man starke Software-Architekturen erstellt. Diese sollte man in das neue Projekt einbeziehen.
  2. Junior Entwickler einbinden: Jüngere Entwickler werden mit Begeisterung an neuen Software-Projekten arbeiten. Besonders wenn die neuesten Technologien verwendet werden. Weiterhin wird der Entwickler sein Wissen verbessern, welches in Service-basierten Projekten, genutzt werden kann und gleichzeitig ist der interne Stundensatz für Junior Programmierer geringer als für Senior Mitarbeiter.
  3. Offshore und Nearshore Optionen eruieren: Besonders in der Anfangsphase kann es Zweifel geben, ob das neue Projekt denn nun wirklich zum neuen Umsatzbringer für das Unternehmen wird. Um die Kosten zum Start niedrig zu halten, kann man auf Offshore und Nearshore Ressourcen zurückgreifen. Wichtig ist hierbei jedoch, dass man im eigenen Unternehmen jemanden hat, welcher die Qualitätssicherung und die Überprüfung der Software-Architektur, übernehmen kann.
  4. Gemeinsam mit Test-Kunden entwickeln: Der beste “Proof-of-Concept” ist, wenn bereits ein erster Kunde bereit ist, gemeinsam mit der Internetagentur oder dem Software-Unternehmen zu entwickeln. Am besten sollte dieser Kunde aus dem Pool der späteren “Käufer”-Gruppe stammen.

Entscheidung zwischen “Cloud” und “On-Premise-Cloud”

Besonders im deutschsprachigen Raum, gibt es grosse Zweifel an Cloud-Lösungen. Denn wenn alle Daten “irgendwo” auf einem Server liegen, kann es zu Fragen bezüglich der Datensicherung geben.

Viele Anbieter von Software-Miet-Lösungen bieten also auch die Installierung der Software auf dem eigenen Server auf Kundenseite an.

Hier sollte man die Entscheidung treffen, ob die Software “nur” auf externen Servern angeboten wird (Cloud), oder ob auch die Option von “Eigen-Installationen” erlaubt/ ermöglicht werden (On-Premise-Cloud) soll.

Bei der Möglichkeit einer “Eigen-Installation” muss man bedenken, dass ein eventueller Anpassungsaufwand für die Installierung auf der Kundenseite entsteht. Auch bei späteren Updates wird jeder Kunde einen eigenen Bedarf an externer Unterstützung haben, da die Expertise dafür intern meistens fehlt.

Fazit

Immer mehr Unternehmen verkleinern ihre Service Abteilungen. Ein prominentes Beispiel ist SAP, dass gerade die Mitarbeiterzahl in deren Implementierungssparte verringert und gleichzeitig verstärkt auf Cloud-Lösungen setzt.

Der Trend kann nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern kann auf einer globalen Basis erkannt werden.

Die Vorteile von Cloud-Lösungen sind vielfältig. Hier einige davon:

  • Weniger Implementierungsaufwand: Jeder Kunde bekommt fast eine identische Lösung, oder kann sich per “Klick” und Auswahl die passenden Funktionalitäten hinzumieten.
  • Weniger Update-Aufwand: Das Update von Software auf den Kundenservern kann mehrere Monate bis Jahre dauern. Durch eine Verlagerung in die Cloud kann ein Update in wenigen Stunden und Wochen vorgenommen werden.
  • Weniger Hardware: Ein grosser Teil der Kosten wird durch Hardware (Server, Speicher, Computer, Entwicklungsumgebung, etc.) verursacht, welcher bei herkömmlichen On-Premise Lösungen entsteht. Bei Cloud-Lösungen entfällt dieser Teil der Anschaffungen.
  • Ressourcen-Teilung: Anstatt einen Bauchladen an Funktionalitäten zu erhalten, welche nur zu einem kleinen Bruchteil genutzt wird, kann nach Bedarf “gebucht” werden. Das Konzept der Ressourcen-Teilung kommt hier zum tragen.

Wie sieht Ihre Planung für die nächsten Monate und Jahre aus? Wohin werden sich Ihre Dienstleistungen entwickeln?

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Bilder: Flickr.com/ Yee/ ITU Pictures


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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