Unsere Erfahrung mit 99designs
Ich war auf der Suche nach einem neuen Logo für unsere Firma.
Und eine besondere Möglichkeit ist hier 99designs.de.
Wie funktionierts?
Anstatt einen Designer zu beauftragen, startet man einen Design-Wettbewerb auf 99designs. Auf diesen Wettbewerb können sich dann Designer aus der ganzen Welt bewerben und ihre Designvorschläge einreichen.
Um einen besseren Einblick zu dem ganzen Prozess zu geben und ein wenig über unsere Erfahrung mit der Plattform zu lesen, hier ein wenig mehr.
Erster Kontakt
Den ersten Kontakt mit 99designs hatten wir, als einer unserer Kunden die Plattform nutzte, um sein Logo entwerfen zu lassen.
Ich bekam von dem Kunden Emails zugesendet, durch welchen wir uns an einer Umfrage beteiligen konnten, um dem Kunden bei der Auswahl eines passenden Designs zu helfen.
Mich interessierte das Ganze langsam, da dass Resultat (Logo) des Kunden vorzeigbar war. Das mit dem Kunden ist bereits mehrere Jahre zurück. In den letzten Wochen habe ich mich dann wieder zurückerinnert und mich entschieden die Plattform zu nutzen, um ein neues Logo entwerfen zu lassen.
Was wäre die Alternative gewesen?
Bevor ich noch mehr über die Plattform schreibe. Beschreibe ich unsere Alternativen, welche wir hätten nutzen können, um ein Logo entwerfen zu lassen.
Wir kennen hier einen guten Designer, der hier in der gleichen Stadt lebt. Durch ihn habe ich und eine Mitgründer ein Logo für ein, von uns, im Jahr 2014 gegründeten Unternehmens erstellen lassen. Er hat gute Arbeit geleistet. Er gab uns 3 Designalternativen, aus welchem wir uns eines ausgewählt haben. Dieses konnten wir dann relativ oft, durch den Designer, ausbessern lassen.
Das Resultat war, meiner Meinung nach, ziemlich gut.
Ansonsten kennen wir hier noch ein Startup, welches sich auf Logos konzentriert. Dieses ist jedoch sehr teuer und hat in den letzten Monaten auch den Schritt hin zum “Animations-Video”-Spezialisten gemacht. Also dann doch keine wirklich Alternative.
Somit sollte es dann 99designs sein.
Informationen einholen
Zuerst habe ich mich im Internet informiert wie 99designs denn so funktioniert, so dass ich bereits, von anderen gemachte Fehler, vermeiden könnte.
Hier ein paar interessante Beiträge:
Erfahrungen mit 99Designs
Erfahrungsbericht auf SoloBusinessTribe
Auch im englischsprachigen Bereich habe ich ein paar sehr interessante Beiträge gefunden. Aber lassen wir es mal bei deutschsprachigen Links 🙂
Einige Punkte welche oft genannt wurden waren:
- Am Anfang eher niedrigere Bewertungen für Designvorschläge geben, so dass weitere mögliche Teilnehmer am Wettbewerb teilnehmen. Hintergrund: Die eingereichten Designs können vom Wettbewerbsersteller (in diesem Fall wir) von einer Skala von 1 bis 6 Sterne bewertet werden.
- Zeit nehmen, um die Designvorschläge zu kommentieren. Hintergrund: Ohne Kommentierung, wird es oftmals schwer für die Designer, die Wünschen des Kunden zu verstehen und gegebenenfalls ausgebesserte Versionen vorzustellen.
- Wettbewerbs-einsatz garantieren. Hintergrund: Falls man keines der Designs gutfindet, kann man seinen Einsatz zurückziehen und hat kein Geld “verloren”. Wenn man jedoch den Button “Wettbewerbs-einsatz garantieren” klickt, dann wird ein Designer/ Designerin des laufenden Wettbewerbs den Einsatz (Geldbetrag) erhalten.
Erste Schritte auf der Plattform
So, dann waren alle Basis-Informationen zu der Plattform eingeholt und der Spass konnte seinen Start nehmen.
Zuerst muss man sich auf der Plattform anmelden. Dies geht relativ schnell und einfach. Man geht auf “Neuen Designwettbewerb erstellen”. Hier kann man dann seine Bedürfnisse an das neue Design angeben. Die Benutzerführung ist sehr intuitiv, somit lassen sich auch die Einstellungen für den Wettbewerb einfach vornehmen.
Das erste Problem, oder “Herausforderung” wie man es heutzutage so schön nennt, war das Bezahlsystem. Man kann nur mit PayPal und einer dazugehörigen Kreditkarte zahlen. Eine andere Zahlungmöglichkeit gibt es nicht. Zumindest in der .com Version, über welche wir den Wettbewerb gestartet haben. Hier habe ich erstmal hin und her probiert, da die Idee war, dass über das Firmenkonto abzurechnen. Am Ende musste ich dann die Kreditkarte des Privatkontos nutzen. Schade das die Plattform hier, obwohl sie doch so bekannt und gefundet ist, so wenige Möglichkeiten bietet. Es scheint sich in diesem Bereich dann doch eher an Startups zu wenden, als an gestandene Unternehmer (zu welchen wir uns zählen 😉 ).
Zu den Kosten:
Man kann zwischen verschiedenen Paketen wählen. Diese reichen von zirka 300 Euro bis 1200 Euro. Zusätzlich gibt es dann noch zusätzliche Optionen.
Wir hatten das Paket für 300 Euro genommen, welches in Blogbeiträgen immer wieder empfohlen wird. Die Zusatzoptionen haben jedoch dazu geführt dass es dann knapp 500 Euro waren, welche von meinem Konto abgebucht wurden. Also nicht irre führen lassen.
Nach dem die Zahlung dann geklappt hat, fing der Wettbewerb an.
Start
Gleich zu Anfang des Wettbewerbs haben mehrere Designer die ersten Vorschläge unterbreitet. Ich bin dem Ratschlag gefolgt, wonach man von Anfang an Kommentare zu den Designvorschlägen geben soll.
Ich habe gemerkt, dass wenn man aktiv Kommentare gibt, man auch mehr Vorschläge und Ausbesserungen bekommt.
Meine Anweisung war es, dass Logo so simple wie möglich zu halten. Somit waren die Designs auch dementsprechend simpel gehalten. Genau das was ich wollte 🙂 Trotzdem hätte ich mich auch über mehr extravagante Designs gefreut.
Die meisten der Designer schienen aus dem Asiatischen und Osteuropäischen Raum zu kommen. Einige Designs aus “gefühlt” West-Ländern, waren auch dabei. (“gefühlt” weil man sich bei den Profilen auf der Plattform nicht immer sicher sein kann. Es scheint keine Überprüfung über die Richtigkeit der Daten der Profile zu geben). Diese waren zwar etwas besser als die Designs aus dem asiatischen Raum. Jedoch waren diese zum Teil auch abgekupfert. Zum Beispiel war ein Vorschlag dabei, welcher ähnlich zu dem Deutsche Bank Logo war.
Ein Design hat von Anfang an herausgestochen. Dies war von einem indonesischen Hochschulabsolventen, welcher gerade seinen Abschluss gemacht hat und anscheinend den Weg in die Selbstständigkeit wagt.
Weiterer Verlauf
Der Wettbewerb lief zirka 5 Tage, danach muss man sich für zirka 6 Wettbewerbsteilnehmer entscheiden, welche dann in die Endrunde kommen. Diese weitere Runde dauert dann wiederum zirka 4 Tage.
Auch in dieser Runde können die eingereichten Logos kommentiert und bewertet werden. Die Idee ist natürlich auch, dass die Endrundenteilnehmer sich mehr Mühe geben, da sie eine erheblich höhere Chance haben, den Wettbewerb zu gewinnen. Dies war nur zum Teil der Fall. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Leute den gleichen Enthusiasmus an den Tag gelegt hatten, wie in der Vorrunde auch. Welche man als “Nicht zu Ergeizig, aber dennoch auch nicht uninteressiert” bezeichnen kann. Somit hat man dann in den nächsten Tagen noch weitere Designs erhalten.
Ergebnis
Insgesamt haben 43 Designer am Wettbewerb teilgenommen und 275 Logovorschläge eingereicht. Aus diesen habe ich dann eines ausgewählt.
Ich muss sagen, ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis (Logo).
Fazit
Ob es für alle eine ideale Lösung ist, ist fraglich. Wir hatten eher ein sehr simples Logo als Ziel, somit hätten wir auch keinen Profi-Designer anstellen müssen. Daher war 99designs, meiner Meinung nach, die richtige Lösung.
Es gibt auf der Plattform auch die Möglichkeit, Eins-zu-Eins-Projekte durchzuführen, in welchen man sich im Voraus für einen Designer/ -in entscheidet, mit welchem man dann das Projekt durchführt. Hier hat man die Möglichkeit die früheren Arbeiten der Freelancer einzusehen, um so eine bessere Entscheidung treffen zu können.
Alternativ kann man sich natürlich auch auf dem freien Markt umschauen, um einen Freelancer oder eine Agentur zu finden, welche das für ein Unternehmern oder ein Startup umsetzt. Der Kostenpunkt wird hier natürlich höher sein. Langfristig wird ein gut durchdachtes Logo und das dazugehörige Corporate Design den notwendigen Return-on-Investment (kurz für: Einsatz von Geld versus was man an Umsatz und Profit zurückbekommt) einbringen. Daher kann eine Agentur dafür gerne auch 10’000 Euro und mehr nehmen.
Jedoch soll hier auch angemerkt sein, dass fast alle erfolgreichen Firmen, sehr simple Logos verwenden. Beispiele sind die Logos der Deutschen Bank, Microsoft und Google. Meiner Meinung nach erinnert man sich eher an den Namen der Firma, als an das dazugehörige Logo. Besser ist meiner Meinung nach immer, wenn der Schriftzug selbst das Logo ist.
Kritik
In jedem Beitrag zu dieser Plattform gab es einen Teil, welcher diese Plattform kritisiert. Also soll es in diesem Blogbeitrag daran nicht fehlen 🙂
Es gibt da draussen auf der weiten Welt, besonders auch in Deutschland, Menschen welche sehr viel Zeit und Geld in eine Ausbildung investiert haben, um im Bereich Design grossartiges erstellen zu können. Gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten in Ländern wie USA, Deutschland, Australien, etc. sehr hoch. Somit sind Wettbewerbe wie diese von der Plattform durchgeführt werden, in deren Augen Lohndumping, da man bereits für 299 Euro ein Logo erstellt bekommen kann. In unserem Fall haben 43 Freelancer 275 Designs eingereicht. Wenn man überlegt, wieviele Arbeitsstunden das insgesamt sind, dann merkt man, dass es dann wiederum nicht ganz stimmen kann.
Jeder Vorschlag hat uns damit umgerechnet nur einen Euro gekostet. Ich gehe davon aus, dass eine einfache Zeichnung in wenigen Minuten erstellt werden kann, wobei sicherlich auch einige dabei waren, welche sich mehrere Stunden damit Zeit genommen haben.
Solch ein Wettbewerb kann sich also zwangsläufig nur für die Asiatische, Osteuropäische oder (andere Niedriglohnregion eingeben) lohnen.
Für den indonesischen Hoschulabsolventen hat sich der Wettbewerb höchstwahrscheinlich gelohnt. Sagen wir, er hätte von der Plattform 200 Euro bekommen. Damit kann man in Indonesien bereits viel anfangen. Ich gehe aus, dass wenn er zwei Wettbewerbe pro Monat gewinnt, dass er mehr verdient, als er in einer regulären Arbeitsstelle bekommen würde (zumindest als jemand der gerade seinen Abschluss gemacht hat).
Die Stichworte sind hier “Globalisierung” und “Digitalisierung”.
Heutzutage wird es immer einfacher für Menschen aus den Niedriglohnländern, über das Internet, Smartphones, Tablets, Computern mit den Menschen der ehemals Hochlohn-Ländern in Konkurrenz zu treten. Die Globalisierung mit dem Drang zum Englischen und hinzu vereinfachten Kommunikationstechnologien sorgt dann für den Rest 🙂
Dennoch:
Für Freelancer aus Deutschland muss die Plattform kein Stein im Weg zum Erfolg sein. Es gibt mehr als genug Kleine-, Mittelständische- und Grossunternehmen, welche gerne bereit sind, hohe Beträge für Design-Dienstleistungen auszugeben. Da für diese der Erfolg mehr zählt, als kurzfristig Geld zu sparen. (Es gilt jedoch zu erwähnen das auch Kleine und Mittelständische Unternehmen aus Deutschland und natürlich auch weltweit auf 99designs zurückgreifen)
Teil 2 der Kritik
Der Bedarf an Design-Dienstleistungen weltweit ist riesig. Gleichzeitig gibt es eine Menge an Menschen weltweit, welche sich mit der Erbringung solcher Dienstleistungen einen Zusatz- oder Hauptverdienst sichern wollen. Daher scheint es auch einen unausschöpflichen Nachwuchs zu geben, welcher bereit ist, Zeit zu investieren, um an den Wettbewerben teilzunehmen. Solange das der Fall ist (weltweiter Bedarf versus viele Dienstleistungserbringer) wird es auch Plattformen wie 99designs geben.
Fazit 2 🙂
Wer sich etwas Zeit nimmt, die Vorschläge der Freelancer, während des Wettbewerbs zu kommentieren, kann mit einem guten bis sehr guten Ergebnis rechnen.
Für Startups und Unternehmen welche mehr als 1000 Euro zur Verfügung haben, macht es eher Sinn auf lokale Freelancer und Agenturen zu setzen.
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Bilder: Flickr.com/ macinate/ Kwiatkowska/ 99designs
Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.
Ansich eine super Sache – meist aber nur für den Auftraggeber. Wie du selbst geschrieben hast müssen die Designer auch von etwas leben. Bei 99Designs ist es deshalb für den Designer so schwierig, weil er keinen direkten Kontakt hat, sehr viel Konkurrenz und keine Gewinngarantie.
Hallo Tobias,
definitiv. Ich finde das schon schwer. Auf der anderen Seite ist so ein Design bei 99Designs auch gar nicht mal so günstig. Das letzte Logo hat zirka 400 Euro gekostet. Auf der anderen Seite ist es natuerlich daher auch fraglich, weil soviele Personen Ihre Vorschläge abgeben. Dann passt der Zeitaufwand und der Preis natürlich nicht mehr zusammen, beziehungsweise es verschiebt sich zu sehr zu Gunsten des Auftraggebers und ist weniger ideal for den Auftragnehmer.
Meine Erfahrung als Designer auf 99designs:
Gerade einmal 3 Designs habe ich abgeben können, bevor ich von 99designs für die nächsten 30 Tage gesperrt wurde, um meine „Fähigkeiten zu überprüfen“. Im Gegensatz zur Konkurrenz, habe ich mich bemüht, nur „lizenzfreie“ Ressourcen (Schriftarten, Illustrationen, etc.) zu verwenden. Meine eingereichten Vorschläge sind mit Sicherheit keine Kunstwerke und dennoch hat mich ihre Erstellung Zeit (lebenszeit) gekostet. Ich werde meinen Selbstversuch, über Plattformen „reich“ zu werden, wieder einstellen und mich in Zukunft von diesen Cheapskates fernhalten. Verdient habe ich auf 99designs noch keinen einzigen Cent.
Hallo Sascha Thattil,
danke für den Erfahrungsbericht. Mich hat an dem Artikel irritiert, dass für die Erarbeitung eines einfachen simplen Logo kein/e Designer/in gebraucht wird. Die Aufgabe eines Designer oder einer Designerin liegt darin herauszufinden, was das Besonders an einem Produkt oder Projekt ist und diesen Charakter ins Visuelle zu übersetzen. Dahinter steht viel Recherche, Denkarbeit, Austausch und Abstimmung. Ein gutes Logo ist wie ein maßgeschneideter Schuh, der einfach passt und das kommuniziert was das Warum? eines Unternehmens/Projektes ist.
Als Gestalterin, werde ich deshalb nicht bei einem Wettbewerb von 99designs.de teilnehmen.
Ja, Du hast natürlich Recht. Man kann auch für ein einfaches Logo einen Designer engagieren. Die Problematik ist, finde ich, dass die Kosten dann schon höher sind. Ein guter Freelancer aus diesem Bereich nimmt gerne mal 1000 Euro und mehr (laut den Honorar-Handbüchern für Designer noch höher) und dann gibt es noch das Thema der Nutzungsrechte. Diese sind oftmals schon etwas enger geschnürt bei professionellen Personen. Wenn man „nur“ 200 Euro hat (zum Beispiel als Gründer) ist man eventuell bei dem Plattform Anbietern aufgehoben.
Für Unternehmen mit zwei, drei Mitarbeitern oder für den Mittelstand sieht das natürlich anders aus. Hier sollte man auf einen professionellen Freelancer oder eine Agentur setzen.