Wie Freelancer und kleine Agenturen von Offshore Outsourcing profitieren können

Viele Freelancer und auch kleinere Agenturen trauen sich oftmals nicht an die Thematik Outsourcing nach Indien heran. Auch weil man nicht genau weiss mit was man es da zu tun hat und sicherlich auch Angst davor ein grosses Overhead (mögliche Verständigungsprobleme, etc.) zu haben. Besonders Freelancer und kleinere Agenturen müssen ihre Zeit effektiv und effizient nutzen.

Gleichzeitig ist man sich auch nicht sicher über die Qualität, die Arbeitsstandards, rechtliche Aspekt und weitere Dinge.

In diesem Beitrag gehe ich auf die meisten dieser Punkte ein und wie man, auch als kleine Unternehmung, von Outsourcing profitieren kann.

Die ersten Schritte

Die meisten haben schon “dubiose” Emails mit Anfragen zum Outsourcing nach Indien oder Osteuropa bekommen. Das alleine wird schon ein wenig als Belästigung angesehen. Auch weil die meisten Emails gleich gestrickt sind und nicht viel Aussagekraft haben. Die meisten dieser Outsourcing Unternehmen bieten alles an. Von der Suchmaschinenoptimierung, über die Social Media Betreuung bis hin zur Webentwicklung. Jeder der Erfolg mit seiner Unternehmung hat weiss, dass man nicht in allem gut sein kann. Daher wird man auf diese Emails auch nicht antworten.

Es gibt jedoch genug Unternehmen in Indien, aber auch in Osteuropa, welche einen bestimmten Fokus auf einen Teilbereich haben und hier gute Expertise aufweisen. Das Schwierige ist nur, diese zu finden. Ein Freelancer oder eine kleine Agentur hat diese Zeit in den meisten Fällen nicht.

Erfolgsstories werden nicht geteilt

Was ich zudem über die Jahre festgestellt habe ist, dass Erfolgsstories fast nie in Foren oder auf Blogs erwähnt werden. Immer wieder hört man von negative Nachrichten. Gleichzeitig hat, meines Wissens nach, keiner unserer Kunden Online irgendwelche positiven Erfolgsgeschichten verbreitet. Obwohl ich behaupten kann, dass alle unsere Kunden zufrieden bis sehr zufrieden mit unserer Dienstleistung sind. (Klar gibt es Grosskunden, welche nur schwer zufrieden zu stellen sind, auch wenn man diesen gute Entwickler bereitstellt)

Sucht man also Online nach Indien und Outsourcing. Dann findet man meistens nur negative Geschichten. Während Unternehmer welche damit Erfolg haben, Schweigen und Geniessen. Ich habe auch das starke Gefühl, dass Unternehmer, welche damit Erfolg haben, sogar Befürchtungen haben, dass andere das erfahren, denn dann könnte ja ein grosser Wettbewerbsvorteil verloren gehen.

Wie Freelancer und Agenturen profitieren können

Ein Gegenargument gegen Outsourcing ist, dass sich die Gehälter in Indien rasant dem westlichen Niveau anpassen. Dies ist definitiv nicht der Fall. Für 1000 Euro im Monat erhält man schon sehr gute Entwickler in Indien. Dies liegt einfach daran, dass Indien ein Land mit mehr als einer Milliarde Menschen sind. Der Nachschub ist so gross, dass die Gehälter insgesamt niedrig bleiben. In Osteuropa ist das zum Teil anders.

Die Bereitstellungspauschale welche Unternehmen nehmen liegt zirka zwischen 600 und 1000 Euro im Monat. Also bekommt man einen guten Entwickler mit kompletter Computeraustattung, Büroarbeitsplatz, Internetverbindung, Strom, Wasser, etc. etc. für, im Idealfall, gerade mal 1600 Euro im Monat.

Für einen Freelancer oder eine Agentur kann das eine sehr grosse Erleichterung sein, da es oftmals nicht möglich ist, die Ersten oder weitere Mitarbeiter einzustellen und dafür im Schnitt 6000 Euro im Monat auszugeben (Gehalt plus Büro- und weitere Kosten). Das Geld muss ja auch erwirtschaftet werden. Bei, zum Beispiel 1600 Euro im Monat, ist dies viel einfacher möglich.

  • -> Jetzt kommt gleich wieder das Argument, dass dadurch Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet sind. Die Realität ist aber, dass nur Unternehmen am Markt bestehen bleiben, welche die besten Preise, die beste Qualität und die passendste Kostenstruktur haben. Ein Unternehmen das Spezialsoftware vertreibt, braucht definitiv Entwickler, für welche man auch gerne 10’000 Euro im Monat zahlt. Dies wird es immer geben, daher braucht sich ein guter Entwickler nie sorgen zu machen.Wer jedoch glaubt mit minderwertigen Leistungen im Markt bestehen zu können, der hat auf einem globalisierten Markt schon verloren. Spätestens wenn junge und gut ausgebildete Indonesier, Malaysier, Viatnamesen, Inder, Rumänen, etc. in den direkten Wettbewerb mit ihren Kollegen aus den westlichen Ländern treten. Das Internet machts möglich.

    Gleichzeitig ist nicht zu vergessen, dass es in Deutschland eine unendlich grosse Zahl von Grossunternehmen und mittelständischen Weltmarktführern gibt. Diese werden immer Bedarf an Fachkräften vor Ort haben.

Kommunikationsschwierigkeiten geringer als gedacht

Wir hatten einige Kunden welche Zweifel hatten, ob das so mit dem Englischen klappt. Wenn man sich jedoch klar macht, dass die Menschen hier von ihrer ersten Klasse bis hin zum Schulabschluss (12. Klasse) und dann noch 5 Jahre im Studium, immer auf Englisch lernen (das komplette Lehrmaterial ist auf Englisch), dann sollte es verständlich sein, dass diese sehr gut Englisch sprechen.

Wir stellen zudem in den meisten Fällen Entwickler ein, welche mehrere Jahre Berufserfahrung haben und auch eine kurze Zeit in anderen Bundesstaaten in Indien oder im Ausland waren. Das Englisch ist dann immer auch hohem Niveau (Ausnahmen gibt es immer).

Auch nutzt man heutzutage die gleichen Kommunikationsmittel wie in Deutschland auch: Skype, Facebook, WhatsApp, TeamViewer, etc. sind hier Gang und Gäbe.

Die indische Kultur verwestlicht mit jedem zunehmenden Tag

Auch die Zusammenarbeit auf kultureller Ebene wird jeden Tag einfacher. Die Inder schauen sich heute die neuesten US Serien und Hollywood Filme an, Essen bei McDonalds und Domino’s Pizza, nutzen Smartphones und Apps zur Kommunikation. Die Leute hier unterscheiden sich hier kaum noch, von ihren Pendants in Deutschland.

Gestiegener Qualitätsanspruch

Vor einigen Jahren waren die Inder noch mit minderwertigen Dienstleistungen zufrieden. Heute nutzen sie schnelle und performante Smartphones und Apps und erwarten das auch von ihren eigenen Entwicklungsarbeiten. Auch haben Sie sich durch neue ausländische Anbieter an hochqualitative und hochwertige Produkte gewöhnt.

Klar: Ein Deutscher Unternehmer oder dessen Mitarbeiter müssen dem Mitarbeiter in Indien schon auf die Finger schauen und die technische Qualitätskontrolle machen, so dass die Qualitätsstandards eingehalten werden. Nur so kann man sicherstellen, dass man das bekommt, was man möchte.

Wie kann eine Zusammenarbeit mit Indien aussehen

Es ist einfacher als gedacht. Jedoch gibt es einige Dinge zu beachten:

  1. Das Unternehmen in Indien muss 100 Prozent aufrichtig und ehrlich sein
  2. Die Kostenstruktur (Gehalt, etc.) muss transparent sein
  3. Der Einstellungsprozess muss vom Kunden gesteuert werden können
  4. Der Kunde sollte die Möglichkeit haben den Mitarbeiter in Indien zu massregeln, wenn etwas nicht rund läuft

Solche Unternehmen gibt es nicht viele in Indien. Aber es gibt sie.

Wenn Sie so ein Unternehmen gefunden haben, dann machen Sie ein Meeting mit diesen und bitten das Unternehmen auf dem indischen Markt nach Entwicklern zu suchen.

Gemeinsam mit dem Unternehmen können Sie dann den Einstellungsprozess steuern.

Weitere Schritte

Nachdem der erste Entwickler eingestellt ist, sollte man einige Zeit schauen wie der Mitarbeiter ist. Wenn er die notwendige Performance bringt und die richtige Arbeitseinstellung mitbringt, und man genügend Projekte hat, kann man mit der nächsten Einstellung beginnen. Meiner Erfahrung nach ist dies gut möglich.

Fazit

In den nächsten fünf Jahren werden Unternehmen aus Deutschland verstärkt auf Softwareentwickler aus Indien zurückgreifen. Besonders Freelancer und kleinere Agenturen können von diesem Trend profitieren. Desto früher man damit anfängt, umso schneller kann man in diesem Bereich mehr Erfahrungen sammeln, lernen und einen wirklichen Wettbewerbsvorteil erzielen. Meiner Erfahrung nach, brauchen indische Entwickler etwas, sich an den deutschen Standard zu gewöhnen. Hat man diesen Standard jedoch vermittelt, dann arbeiten die indischen Entwickler auf diesem Niveau.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Interessanter Link:
Wie Sie vom Freelancer zum Unternehmer mit eigenen Mitarbeitern werden

Bilder: Flickr.com/ Ravin/ Kuruman/ Hillary/ Spiske


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

2 Kommentare
  1. Hallo Sascha,
    vielen Dank für den Artikel. – Als kleine Webagentur bekomme ich das Thema Outsourcen (besonders von Sonderprogrammierungen) immer wieder auf den Tisch.

    Bei Klein- und Kleinstunternehmen wächst das Interesse an Sonderprogrammierungen merklich (Stichwort: Alleinstellungsmerkmal), aber die Skepsis ist doch recht groß bei dem Gedanken, dass ich ihr Projekt outsourcen würde. Diesen Punkt bespreche ich offen mit einem Interessenten, da Kundenprojekte nicht vorfinanziert werden.

    Hier nur 2 der Befürchtungen:

    1) Die Annahme, eine outsourcende Agentur habe nicht die erforderliche Kompetenz für das Projekt.

    Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall: Die Agentur ist sich der eigenen Verantwortung dem Kunden gegenüber genau bewusst und weiß, wann es besser und günstiger ist (für den Kunden), ein (Teil-)Projekt fremd zu vergeben. Das Thema Sicherheit spielt dabei eine immer größere Rolle.

    2) Outsourcing mache alles teurer, weil Zwischenstationen hinzu kämen, die alle mitverdienen (wollten). Vom ursprüngliche Preisvorteil käme also nichts beim Auftraggeber an.

    Dass ein Projekt auch begleitet sein will, wird dabei vielfach übersehen und entsprechend auch nicht als Kostenfaktor wahrgenommen.

    Überhaupt sind kaum realistische Preisvorstellungen für eine Sonderprogrammierung in diesem Kundensegment vorhanden. – Oft kommt noch das Thema Kleinunternehmerregelung hinzu.

    Ich glaube, die Angst vor einem völligen Kontroll- und Geldverlust ist – zumindest bei Klein- und Kleinstunternehmen – nicht zu unterschätzen, da es hier gleich an die Existenz geht…

    • Danke für den ausführlichen Kommentar. Interessante Informationen.

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