Vorteile und Nachteile von Freelancern/ Freiberuflern

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns damit, welche Vorteile beziehungsweise Nachteile ein Freelancer gegenüber einem Angestellten, aus Sicht eines Unternehmens, hat.

Die Zahlen und Daten speisen sich aus der Etengo Studie aus dem Jahr 2012 und aus eigenen Erfahrungen.

Vorteile:

Freie sind schneller produktiv

Laut der Etengo Studie sind Freelancer schneller produktiv. Der Freie braucht zirka einen Monat um eine gute Leistung beizutragen. Während es bei einem festen Angestellten im Durchschnitt drei Monate sind.

Dies ist besonders bei zeitkritischen Projekten entscheidend. Sollen die ersten Ergebnisse bereits nach drei Monaten stehen, dann macht es wenig Sinn einen festen Mitarbeiter zu haben, der sich bis dahin noch in der Einarbeitung befindet.

Der Grund dafür das Freie schneller produktiv sind, liegt auch daran, dass diese eine höhere Spezialisierung aufweisen und sich gewohnt sind ohne Anweisungen schnell in Problemstellungen einzuarbeiten.

Im Gegensatz zum festen Mitarbeiter wird der freie Mitarbeiter an Resultaten gemessen. Während der Mitarbeiter auch gerne mal an Aktivitäten gemessen wird.

Zudem trägt der Freiberufler zudem ein unternehmerisches Risiko, welches der Feste nicht hat. Auch das führt dazu, das der Freie schneller und effektiver arbeitet.

Kurze Projekte durch Freiberufler stemmbar

Manche Projekte benötigen eine intensive Betreuung nur für einen kurzen Zeitraum. Danach geht der Auftrag in einen Wartungsvertrag über. In diesen Fällen macht die Beschäftigung eines festen Mitarbeiters wenig Sinn. Ein idealer Einsatzschwerpunkt für freie Mitarbeiter.

Nach der heissen Projektphase ist der Freelancer in den meisten Fällen auch dankbar einen Wartungsvertrag für die ausgeführte Aufgabe abzuschliessen.

Wissen im Unternehmen nicht vorhanden

Unternehmen setzen Freelancer auch gerne ein, wenn intern das notwendige Wissen nicht besteht. Ein gutes Beispiel wäre hier die Umsetzung einer iOS basierten App. Höchstwahrscheinlich wird die interne IT Abteilung das notwendige Wissen hierfür nicht besitzen, um die Aufgabe in hoher Qualität und akzeptabler Zeit umzusetzen. Ein iOS Freiberufler könnte hier hinzugezogen werden, welcher bereits viele solcher Projekte umgesetzt hat. Hierdurch kann sich auch der IT Leiter absichern, da die App dadurch schon eher mit Erfolg umgesetzt werden kann und dadurch eine Planungssicherheit entsteht.

Rekrutierungsdauer ist niedriger

Es braucht laut der Etengo Studie im Schnitt fünf mal solange einen Festangestellten zu finden, als dies für einen freien Mitarbeiter der Fall ist.

Nimmt man die Zeit hinzu, welche der Mitarbeiter braucht, um produktiv zu werden, dann sieht man, dass es hier für den Freien nur zwei Monate benötigt (einen Monat Rekruktierung und einen Monat um sich einzuarbeiten), braucht der Angestellte bereits zehn Monate (zirka sechs Monate für das Finden des Mitarbeiters und zirka vier Monate um sich einzuarbeiten).

Bei Freelancern handelt es sich schon eher um All-Rounder

Von einem freien Mitarbeiter wird in den meisten Fällen erwartet, dass er ein All-Rounder (Anglizisme für “Alleskönner”) ist und sich den technologischen und Team-gegebenheiten anpasst. Dies schafft diese Art von Mitarbeitern meistens auch.

Bei Angestellten kann dieses All-Rounder Wissen fehlen, da ein fester Mitarbeiter von einer bestimmten Grundmenge von Aufgaben ausgeht und ungerne ausserhalb dieses Wissensbereiches arbeitet. Ein gutes Beispiel wäre ein Angestellter, welcher im Bereich Softwareentwicklung arbeitet. Dieser wird höchstwahrscheinlich ungerne Software warten oder Computer-Admin-Tätigkeiten übernehmen wollen. Ein freier Mitarbeiter ist hier flexibler und bringt Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen mit.

Nachteile:

Langfristigkeit fehlt

Wenn ein Projektmitarbeiter weiss, dass er oder sie in 6 Monaten nicht mehr an dieser bestimmten Aufgabe arbeiten wird, dann kann es auch sein, dass diese Person eher kurzfristig denkt. Notwendige Dokumentationen werden eventuell nicht vorgenommen oder Softwareprogramme werden nicht belastbar geschrieben, so dass diese auch eine vermehrte Last von Nutzern nach einem Jahr standhält.

Oder die Aufgaben werden so erledigt, dass es fast unmöglich ist, dass diese nicht für die nächste Person weiterführbar wird. Viele Projekte müssen von neu auf aufgezogen werden, weil dies der Fall ist.

Ein fester Mitarbeiter weiss dagegen schon, dass er nach einem Jahr zur Rechenschaft gezogen wird, wenn die Aufgabe nicht zukunftsgerecht ausgeführt wurde. Dann hat der Mitarbeiter Überstunden und ein negatives Feedback zu fürchten. Der Feste kann sich zudem auch mehr Zeit lassen, um einen passenden Lösungsansatz zu finden, während der Freie bereits nach wenigen Tagen bereits einen fertigen Lösungsvorschlag präsentieren soll.

Unternehmenswerte werden nicht gelebt

Für nicht wenige Unternehmen sind deren, durch die Mitarbeiter und Manager, gelebten Werte wichtig. Auch weil dies das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt und die Teams enger miteinander zusammenarbeiten lassen.

Ein externer Mitarbeiter kann hier als disruptiv empfunden werden. Auch er/ sie selbst wird eventuell kein Interesse haben, sich den Unternehmenswerten unterzuordnen. Dies kann zu Konflikten führen, wenn den Teammitgliedern nicht bewusst ist, dass es sich um einen freien, externen Mitarbeiter handelt.

Der Freie kennt die Entscheidungswege nicht

Wenn der Projekterfolg von der Zusammenarbeit zwischen vielen Führungs-, Mitarbeiter-, und Abteilungsebenen abhängt, wird der Einsatz eines freien Mitarbeiters schwierig. Er wird in den meisten Fällen Schwierigkeiten haben, die Feinheiten der abteilungsübergreifenden Teamarbeit auf die Schnelle zu verstehen. Hier kann es schnell zu Konflikten kommen, wenn sich zum Beispiel Mitarbeiter oder Manager übergangen fühlen.

Ein fester, langfristiger Mitarbeiter kann hier besser “funktionieren” und die richtigen Ansprechpartner finden.

Dieser Nachteil kann sicherlich überwunden werden, in dem man dem Freelancer einen festangestellten Mitarbeiter zur Seite stellt und zu diesen Dingen beraten kann.

Fazit

Ein Freiberufler kann in vielen Fällen die richtige Wahl sein. Besonders in der heutigen Zeit benötigt es Teammitglieder, welche sich schnell in neue Problemstellungen hineinarbeiten können und offen sind für neue, disruptive Lösungsansätze.

Ein externer Mitarbeiter wird schon eher in der Lage sein, unbeliebte Lösungsansätze vorzustellen und umzusetzen.

Besonders in Bereichen, in welchen es nicht ständig Bedarf gibt, an einem bestimmten Know-How, kann es Sinn machen auf Freiberufler zu setzen, welche kurzfristig aushelfen.

Auch gibt es viele Bereiche von Unternehmen, welche nicht zu deren Hauptkompetenzen gehören. Hier kann es sogar Sinn machen langfristig auf externe Hilfe zu setzen. Ein Beispiel wäre ein Automobilhersteller, welcher Unterstützung im Bereich IT/ Softwareentwicklung benötigt. Wobei IT und Softwareentwicklung “noch” nicht zu den Kernkompetenzen eines Automobilherstellers gehört.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wann sind freie Mitarbeiter von Vorteil und wann nicht?

Bilder: Flickr.com/ Spiske/ Meid/ JD Hancock/ Jurvetson

Interessante Links:
Etengo Studie
Beide im wirtschaftlichen Vergleich


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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