Unzufrieden mit Ihrem jetzigen Offshore Outsourcing Anbieter?

Manchmal will es nicht so wirklich klappen, mit dem Offshore Outsourcing Partner.

Bei dieser Form von Outsourcing meint man meist die Auslagerung von IT Dienstleistungen nach Indien.

Im Folgenden sind unterschiedlichste Gründe aufgelistet, warum Unzufriedenheiten entstehen können.

1) Intransparenz

Viele Anbieter in Indien legen grossen Wert auf Intransparenz. Oftmals vertrauen diese dem Kunden aus Europa/ Amerika nicht. Und somit werden viele Dinge “Geheim” gehalten, oder vom Kunden abgeschirmt. Hier einige Gründe dafür:

a) Entwickler

Oft wird dem Kunden nicht offenbart, wer den genau an dem Softwareprojekt arbeitet. Dies macht der Auftragnehmer in Indien deshalb, da er nicht möchte, dass der Kunde weiss, wieviele Senior oder Junior Entwickler an dem Projekt arbeiten.

In den meisten Fällen wird ein Senior Entwickler und sehr viele Junior Programmierer auf das Projekt angesetzt. Das könnte den meisten Kunden missfallen, da diese natürlich lieber ausschliesslich Senior Leute am Projekt arbeiten sehen wollen.

b) Gehälter

Besonders bei langfristigen Engagements macht es Sinn zu erfahren, welche Gehälter die jeweiligen Entwickler im Projekt erhalten. So können bei Bedarf einfach Gehaltserhöhungen gegeben werden.

Falls diese Transparenz fehlt, dann wird meistens zu der Gehaltserhöhung auch noch die Gebühr für das bereitstellende Unternehmen fällig.

Zudem wir es einfach möglich einzuschätzen, ob man denn einen fairen Preis für den IT Mitarbeiter im Monat zahlt. In einigen Fällen, wird das Unwissen genutzt, um höhere Preise für Junior Entwickler durchzusetzen.

c) Abwerbung

Besonders Unternehmen in Indien haben oft schlechte Erfahrungen mit Abwerbungen gemacht. Auch daher versucht das Bereitsteller-Unternehmen, die Entwicklermannschaft soweit wie möglich geheim zu halten. So dass es dem Kunden nicht möglich wird, eine mögliche Übernahme des Programmierers vorzunehmen.

d) Projektmanagement

Es ist unklar, wie das Projekt gemanaged wird. Wie sehen die Prozesse aus? Wer ist der Teamleiter? Welche Software wird genutzt, um die Arbeiten der Entwickler zu Überblicken?

All das bleibt dem Kundenunternehmen unbekannt. Das macht das Offshore Outsourcing Unternehmen auch deshalb, weil es nicht will, dass das Kundenunternehmen weiss, wieviel Zeit denn nun ein einzelner IT Mitarbeiter an dem Projekt arbeitet.

2) Hohe Kosten

Durch die geringe Transparenz wird es oftmals auch nicht möglich, direkt mit den Entwicklern Probleme im Software-Code durchzusprechen.

Es ist auch nicht klar, wer den nun daran gearbeitet hat. Der Projektleiter auf Seite des Offshore Outsourcing Unternehmens versucht hier so gut wie möglich zu vermitteln. Da ihm/ ihr jedoch auch bei vielen Dingen (wie zum Beispiel der Veröffentlichung von Namen der Programmierer, etc.) die Hände gebunden sind, kommt man hier auch nicht wirklich weiter.

Dies führt auch zu höheren Kosten, denn Fehler die man einfach mit dem IT Mitarbeiter durchsprechen und beheben könnte, müssen mühselig mit dem IT Projektleiter abgesprochen werden.

3) Fluktuation

Kommt es Ihnen vor, als wären immer neue Entwickler am Projekt involviert? Obwohl es den Anschein nach die gleichen Leute sind?

In einigen IT Unternehmen in Indien ist die Fluktuation hoch. Das liegt auch daran, dass die Gehälter sehr niedrig sind und die Unternehmenskultur nicht ansprechend ist.

Bei einem bereits etwas besseren Angebot, wechseln die Programmierer dann zu einem anderen Unternehmen.

Kündigungsfristen sind mit einem Monat eher gering, und so kann auch kein Wissenstransfer stattfinden.

Diese Fluktuationen bekommt der Auftraggeber in Europa kaum mit. Dies kann jedoch das Projekt stark beeinflussen. Wenn Wissen abwandert, dann dauert die Einarbeitung der neuen Kollegen sehr lange. Besonders wenn die Teammitglieder die daran gearbeitet haben, das Unternehmen bereits verlassen haben.

4) Sicherheit der Intellectual Property (Geistiges Eigentum)

Wenn die genauen Prozesse und die IT Mitarbeiter im Auftragnehmerunternehmen nicht bekannt sind, dann sind meistens auch die Intellectual Property Rights (Englisch für: Geistiges Eigentum) nicht genau geregelt.

Was passiert mit dem Code? Wie wird dieser aufbewahrt? Wie wird sichergestellt, dass der Softwarecode nicht in fremde Hände gelangt.

All dies wird von einigen IT Unternehmen in Indien nicht offenbart.

5) Unternehmenskultur

Falls Entwickler in deutschsprachigen Unternehmen auf Herausforderungen, bei einem Softwareprojekt, stossen, dann wird das dem Management sehr schnell mitgeteilt und man versucht gemeinsam eine Lösung zu finden.

In Indien ist diese Offenheit mit solchen “Problemen” nicht immer da. Wenn man auf Herausforderungen stösst, dann werden solche Sachen lieber verschwiegen. “Man könnt ja jemandem nicht gefallen”.

Jedoch ist so eine Offenheit wichtig, um schneller im Projekt einlenken zu können und das Projekt wieder auf die richtige Bahn zu bekommen.

Auch fehlt es Auftraggeberunternehmen oftmals an der Möglichkeit hier zu beeinflussen, und den Mitarbeitern im indischen IT Unternehmen klarzumachen, dass es wichtig ist, sehr schnell auf Probleme hinzuweisen.

6) Vertrauen

Schon zu Beginn der Zusammenarbeit gibt es oftmals von beiden Seiten (Kundenunternehmen und Auftragnehmer) ein grosses Misstrauen.

Das Unternehmen in Indien denkt sich:

“Werden die auch langfristig mit uns zusammenarbeiten?”

“Machen wir mal lieber den Preis sehr viel höher, so dass wir bei eventuellem frühzeitigem Rückzug des Kunden immer noch einen Gewinn machen.”

“Wird der Kunde uns eventuell die besten Entwickler wegschnappen?”

“Sieht der Kunde uns als minderwertig an?”

Der Auftraggeber aus Deutschland denkt sich:

“Kann man dem Unternehmen in Indien vertrauen?”

“Wer steckt hinter der Firma?”

“Ich/ wir haben keine wirkliche Ahnung, wer das Unternehmen ist, und wie es aufgebaut ist”

Und noch viele mehr

Das heisst also, es gibt ein grosses Misstrauen auf beiden Seiten. Daher steht also nicht der Projekterfolg und die Zufriedenheit beider Partner im Vordergrund, sondern die Wahrung der jeweils eigenen Interessen.

Die Problematik hierbei ist, dass dadurch bei beiden Seiten das Commitment fehlt.

Sobald der Kunde etwas in Richtung “schlechter Programmierung” sagt, fängt das Auftragnehmer Unternehmen die komplette Zusammenarbeit als gefährdet zu betrachten. Das Auftragnehmer Unternehmen, nimmt also auch noch die letzten guten Programmierer aus dem Projekt und verlegt diese auf “sicherere” Projekte.

Gleichzeitig wird der Kunde Zweifel haben, wenn zum Beispiel für bestimmte Aufgaben, plötzlich mehr Stunden verrechnet werden. Höchstwahrscheinlich wurde ein oder mehrere Entwickler, die Lange an dem Projekt gearbeitet haben, auf ein anderes Projekt “verschoben”. Die neuen Entwickler brauchen nun mehr Zeit, die gleichen Aufgaben zu erledigen. Da dies nicht genau kommuniziert wird, entsteht auch hierdurch Misstrauen.

Der richtige Weg: Vertrauen, Transparenz, Unternehmenskultur, Ehrlichkeit

Der richtige Weg kann nur einer sein, in dem Vertrauen, Transparenz, Ehrlichkeit und eine starke Unternehmenskultur bestehen.

Auf diese wird im Folgenden eingegangen:

Ehrlichkeit

Besonders in Drittweltländern herrscht eine oftmals komische Beziehung zum Thema Ehrlichkeit.

Das Wort und was damit einhergeht ist oftmals ein sehr flexibler und dehnbarer Begriff.

Oftmals finden sich auch Rechtfertigungen, warum man denn so handelt:

“Der Kunde ist ja zufrieden, es ist kein Thema wenn wir den Entwickler jetzt auch für andere Projekte nutzen, obwohl der Kunde den Programmierer ja eigentlich Vollzeit gebucht hat.”

In Indien wird das als Smart angesehen, wenn man die eigentlich Vollzeit angepriesene Arbeit nochmals mit zusätzlichen Arbeiten “unterfüttert”.

In Deutschland wäre das eher mit einem Betrugsfall zu vergleichen. In Indien geht das, wie bereits erwähnt als “Smart” durch.

Daher ist es extremst wichtig, der Ehrlichkeit im Unternehmen (aus Sicht des Outsourcing Unternehmens) einen hohen Stellenwert beizumessen.

Unter keinen Umständen, auch wenn es manchmal “verführerisch” ist, sollte man die Messlatte für die Ehrlichkeit herunterschrauben.

Vertrauen

Bereits zu Vertragsabschluss sollten oder müssen beide Seiten sicher sein, dass sie langfristig zusammenarbeiten wollen.

Wenn nur eine Seite unsicher ist, dann fehlt das benötigte Commitment, um das Ganze zum Erfolg zu führen.

Man muss sicher sein, dass der Kunde und der Auftragnehmer den Rücken des jeweiligen anderen freihalten.

Beim Thema Vertrauen kann auch der nächste Punkt in dieser Liste helfen: Transparenz.

Transparenz

Der Kunde sollte eine komplette Einsicht erhalten.

Wer arbeitet an dem Projekt? Alle Lebensläufe mit Namen und Anschrift können dem Kundenunternehmen vorgelegt werden. Auch die Email Adressen und Telefonnummern können mitgeteilt werden, so dass schnelle Rückfragen möglich werden.

Was erhalten die Entwickler für ein Gehalt? Es sollte Transparent gemacht werden, wie viel die einzelnen Entwickler verdienen, wie die Kostenstrukturen aussehen, und welcher Aufschlag pro Entwickler berechnet wird. Dieser Aufschlag sollte von beiden Seiten vertretbar sein.

Unternehmenskultur

Das Management im Offshore Outsourcing Unternehmen sollte eine bestimmte Unternehmenskultur, welche die Punkte Ehrlichkeit, Transparenz, Vertrauen und weitere fördert, einführen und weiter ausbauen.

Gleichzeitig sollte das Unternehmen in Deutschland die Möglichkeit haben, seine eigenen kulturellen Eigenschaften an die Projektmitarbeiter in Indien weiterzugeben.

Oftmals bestehen hier bestimmte Anforderungen an “zeitlicher Rückmeldung”, “Pünktlichkeit”, “Weiterbildung”, etc., welche vom den Projektmitarbeitern berücksichtigt werden können.

Fazit

Wenn Sie unzufrieden mit Ihrem jetzigen Offshore Outsourcing Dienstleister sind, dann liegt das sicherlich auch, oder besser gesagt meistens, an den im Beitrag erwähnten Punkten.

Outsourcing nach Indien kann klappen. Grossunternehmen, Mittelständler und Agenturen aus dem deutschsprachigen Raum beweisen dies auf täglicher Basis. Die grundlegende Basis dafür muss jedoch im vornherein geschaffen werden.

Bilder: Flickr.com/ Mark Hillary


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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