Offshore Softwareentwicklung: So kann es klappen

Wenn man Software entwickeln möchte gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Die üblichsten sind folgende:

  • Freelancer: Man bucht einen Freelancer der die Softwareentwicklung übernimmt. Meistens liegt der Stundensatz bei zirka 100 Euro. Die Qualität ist meistens gut. Die Verfügbarkeit ist aber nicht immer sichergestellt.
  • Eigene Mitarbeiter: Auch das ist ein sehr guter Ansatz und sicherlich auch der erfolgversprechendste. Man kann sich die Mitarbeiter über Bewerbungsunterlagen, Interviews und Coding Tests aussuchen. Durch ein persönliches Kennenlernen kann man bereits im Vorfeld herausfinden ob es passt. Voraussetzungen dafür sind jedoch, dass man dementsprechend hohe monatliche Einnahmen hat, um die Gehälter und die rechtlichen Rahmenbedingungen bedienen zu können. Zudem muss man einen Arbeitsplatz (Büroraum), Infrastruktur (Computer, Internet, Kaffee) bereitstellen und auch die anderen Administrativen Dinge (Gehaltsabrechnungen, etc.) übernehmen.
  • Eigene IT Abteilung: Auch das kann ein interessanter Ansatz sein. Die IT Abteilung wird jedoch meistens nicht nach erfolgreichen Softwareprojekten bemessen, sondern wie gut die Infrastruktur im Unternehmen läuft. Daher kann auch hier die Frage entstehen, ob das die beste Anlaufstelle ist.
  • IT Dienstleister: Dies ist die Alternative zum Freelancer. Der IT Dienstleister verfügt jedoch meistens über unterschiedliche Kompetenzen (Entwickler, Designer, Datenbank-Experten, etc.), um auch komplexe Anwendungen kompetent umsetzen zu können.

Eine Alternative die immer verbreiteter wird ist die:

  • Offshore Softwareentwicklung: Hierbei lagert man die Entwicklung an einen IT Dienstleister aus, welcher in einem anderen Land liegt. Wenn es ein wenig weiter weg ist, dann spricht man von Offshore, wenn es in der Nähe ist (Beispiel: Osteuropa), dann spricht man von Nearshore. Ein Vorteil ist sicherlich auch, dass die rechtlichen Dinge (Arbeitsvertrag mit den Entwicklern, etc.), die administrativen Tätigkeiten (Gehaltsabrechnung, Urlaubsbeantragung, etc.), die Infrastruktur (Büroraum, etc.) und zum Teil auch das Projektmanagement übernommen wird.

Im Beitrag ein wenig mehr über diese Art der Softwareentwicklung.

Einführung

Wenn man von Offshore Programmierung spricht,  dann meint man eigentlich alle Niedriglohn-Standorte. Diese befinden sich in Osteuropa (Bulgarien, Rumänien, Ukraine), Asien (Pakistan, Indien, Bangladesch, Thailand, Vietnam, Malaysien), Afrika und Südamerika (Brasilien, Mexiko).

Zum Beispiel ist Indien in der Nähe von Japan und würde sich somit als Nearshore Anbieter qualifizieren. Für die USA ist die Ukraine sehr weit weg und somit wäre die Ukraine ein Offshore Outsourcing Standort.

Nearshore und Offshore lassen sich daher beliebig miteinander austauschen.

Aus allen diesen Standorten hat sich jedoch besonders Indien als IT Standort hervorgetan. Darüber später mehr.

Vorteile

Wie bereits erwähnt hat man einige Vorteile, wenn man diesen Weg geht. Man zahlt nicht nur einen geringeren Preis (aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten), sondern erhält auch, in der Zahlung inbegriffene Dienstleistungen (Büroraum, etc.).

Besonders der Subkontinent bietet sehr viele Programmierer. Auch weil es viele grosse IT Unternehmen in diesem Land gibt. Nur die USA hat eine grössere IT Industrie (wenn man die Anzahl der Beschäftigten betrachtet).

Probleme

Es gibt auch einige Probleme, Nachteile und Schwierigkeiten, wenn man Offshore Outsourcing betreibt.

Meistens ist es eines der folgenden Punkte:

  1. Qualität: Qualität passt nicht
  2. Transparenz: Man weiss nicht wie, wo, wann entwickelt wird
  3. Recht: Man kennt die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht
  4. Kultur: Unterscheidet sich diese? Warum verhalten sich die Entwickler am Indien Standort, wie sie sich verhalten?

Sicherlich gibt es noch viele weitere Bereiche woran es liegen könnte.

Es gibt sehr viele Anbieter von IT Outsourcing Dienstleistungen in Niedriglohn-Ländern.

Wer hat nicht schon eine Email von einem solchen Anbieter erhalten, die meistens mit “Hello,” anfängt (ohne Ansprechpartner), welche von einer Gmail Adresse versendet wurde.

Oftmals scheitert es bereits bei der IT Dienstleister Auswahl.

Praxisbeispiele

In der Realität ist es jedoch so, dass es viele Unternehmen gibt, die erfolgreich in der Ukraine, Rumänien und in Indien (die drei beliebtesten Outsourcing Standorte) Softwareentwicklungs-Teams beschäftigen.

Allen voran sind hier die IT Dienstleister, Agenturen und Softwarehersteller.

Hier ein paar bekanntere Beispiele:

SAP:

Auch SAP hatte zum Anfang seines Engagements in Indien grosse Zweifel. Können die Entwickler wirklich etwas liefern? Oder stimmten die Gerüchte, welche in den Fluren des Unternehmens die Runde machten? (Niedrige Qualität, indische Programmierer sind langsamer, Kommunikationsprobleme, schlechtes Englisch, etc.).

Diese Zweifel hatten sich jedoch nach einigen Jahren gelegt. Heutzutage ist eines der wichtigsten Entwicklungszentren in Bangalore, mit mehreren Tausend IT Angestellten. Dort wird eines der Kernprodukte des ERP Herstellers weiterentwickelt: SAP CRM. Als auch moderne und innovative IT Projekte wie das Prestige Projekt HANA.

Bosch:

Bosch bezeichnet sich bereits als IT Unternehmen. Die notwendigen IT Experten (welche man zu Tausenden benötigt) kann man nicht alle in Europa finden. Somit hat sich der Subkontinent als dankbare Alternative herausgestellt.

Agenturen:

Viele Internetagenturen und Werbeagenturen haben enge Partnerschaften mit IT Dienstleistern auf dem Subkontinent. Es werden unter anderem auch Projektweise Dienstleistungen eingekauft.

Heutzutage ist es zum Teil auch gar kein Geheimnis mehr (was es früher war), dass Offshore und Nearshore Ressourcen verwendet werden.

Die Liste lässt sich fast unendlich lange weiter führen.

Wie kann man die Entwickler einbinden?

Die häufigste Frage, welche man in der Offshore Softwareentwicklung bekommt ist: “Wie kann man die Entwickler einbinden?, so dass diese ein produktiver Teil des erweiterten Teams werden”.

Die Frage ist berechtigt.

Die Antwort ist jedoch simpel: Trial und Error. Man muss einfach mal mit einem oder zwei Programmierern starten und seine Erfahrungen sammeln.

Besonders heutzutage sind die kulturellen Unterschiede gar nicht mal so gross. Die Nutzung von Social Media (Youtube, Facebook, WhatsApp, Instagram, etc.) ist auf dem Subkontinent genauso gross wie in MItteleuropa. Das Verständnis für andere Mentalitäten ist also vorhanden.

Zudem sind die meisten internen Programmierer und Freelancer nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe. Oftmals werden Entwicklungstools wie Jira, Slack, Trello, Skype, TeamViewer, etc. genutzt, um in Kontakt zu bleiben, auch wenn man im gleichen Gebäude sitzt.

Auch kann man den Output eines Entwicklers nicht wirklich beeinträchtigen, in dem man ein Helikopter-Manager wird. Es braucht Kreativität, um gute Software zu schreiben. Mehr Freiraum kann also sogar ein Vorteil sein.

Voraussetzungen

Wichtige Voraussetzungen für ein funktionieren eines solchen Vorhabens ist jedoch auch, dass man jemanden In-House hat, der die Code-Qualität und den Output des Teams in Indien (am Offshore Standort) überprüfen kann.

Ein weiterer Punkt ist ein ständiger Ansprechpartner, welcher die Fragen der IT Experten beantworten kann. Oftmals geht es einfach darum, simple Fragen zu beantworten. Dadurch wissen die Programmierer jedoch, dass es jemanden auf “der anderen Seite” gibt, der sich um das Wohl des externen Teams kümmert. (normalerweise ist derjenige der den Code überprüft und der Ansprechpartner die gleiche Person. In  grösseren Aufgaben gibt es unterschiedliche Personen wie einen Projektleiter und einen separaten IT Leiter)

Fazit

Offshore IT Entwicklung ist ein steigender Trend. Auch weil immer mehr Digitalisierungsprojekte gestartet werden und es entsprechend viele Softwareentwickler benötigt.

Was sind Ihre Erfahrungen? Was sind Erfolgsfaktoren?

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Bilder: Canva


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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