Figma vs. Photoshop: Was sind die Unterschiede?

Adobe Photoshop ist der Klassiker und bis heute Weltmarktführer für professionelle Bildbearbeitung. Das 1990 erstmals veröffentlichte Tool bietet zahlreiche Funktionen, um Bilder und Grafiken zu bearbeiten und zu verbessern.

Figma hingegen wurde für UX (User Experience, neudeutsch für Nutzererfahrung)- bzw. UI (User Interface, neudeutsch für Benutzeroberfläche)-Design entwickelt und im Jahr 2016 veröffentlicht.

Können dennoch beide, Figma und Photoshop, verglichen werden? Wo liegen die genauen Unterschiede?

Welche Plattform für Grafiksoftware?

Adobe Photoshop nutzt als arbeitsplatzbezogene Software die klassische Plattform für Bildbearbeitung, die für macOS, Windows und iPadOS zur Verfügung steht. Diese wird zentral auf einem Computer installiert und steht damit nur dem dort angemeldeten Benutzer zur Verfügung.

Die KI-fähige Lösung Adobe Creative Cloud ermöglicht dennoch mehreren Personen, zusammen und gleichzeitig an einem Bild zu arbeiten. Dafür gibt es einen speziellen Invite-to-Edit-Schalter, mit dem andere Accounts eingeladen werden können. Wer also aus dem Büro oder Home Office an einem Bild arbeitet, benötigt weiterhin eine lokale Installation.

Die umfangreichen Funktionen und Ressourcen sorgen für eine starke Beanspruchung des Personal Computers oder Laptops. Dadurch können andere Funktionen oder die Arbeitsgeschwindigkeit beeinträchtigt werden.

Eine alternative Lösung wäre die Installation eines Fernzugriffs oder eines serverbasierten virtuellen Desktops, die aber teilweise noch größere Nachteile in der Performance haben.

Figma gibt es ebenfalls als Desktop-App, die allerdings für alle in Unternehmen gebräuchlichen Betriebssysteme zur Verfügung steht: Linux, macOS, Windows, ChromeOS, Android und iOS. Dabei gibt es auch eine webbrowserbasierte Variante, die für Google Chrome, Safari, Microsoft Edge und Firefox verfügbar ist.

Insbesondere die Webbrowservarianten beanspruchen Prozessor und Grafikkarte weitaus weniger als Photoshop und sind damit besonders beliebt. Es erlaubt das gleichzeitige Arbeiten an einem Projekt, wobei extra Tools für Projektmanagement, Versionskontrolle und eine Kommentar- bzw. Notizfunktion integriert sind. Das erlaubt ein besseres, strukturiertes Arbeiten im Team. Wer aber gerade nicht mit dem Internet verbunden ist, kann das Programm nicht nutzen.

Funktionen für die Bildbearbeitung

Photoshop bietet eine Vielzahl von leistungsstarken Funktionen für die Bildbearbeitung. Mit seinem Ebenensystem ermöglicht es eine präzise und nicht-destruktive Bearbeitung, wodurch einzelne Änderungen wieder rückgängig gemacht werden können.

Damit können verschiedene Anpassungen ausprobiert und dann auch komplett zurückgenommen werden, ohne dass ein ständiges Zwischenspeichern als verschiedene Versionen notwendig ist.

Verschiedene Auswahlwerkzeuge erlauben es, bestimmte Teile eines Bildes auszuwählen und zu bearbeiten. Retuschierwerkzeuge helfen dabei, einzelne Bereiche zu manipulieren und beispielsweise bei Gesichtern Unregelmäßigkeiten zu entfernen oder Haut zu glätten.

Zahlreiche Filter und Effekte stehen zur Verfügung, um Bilder zu verändern und zu verbessern. Textwerkzeuge ermöglichen das Hinzufügen und Formatieren von Text. Zudem bietet es umfangreiche 3D-Bearbeitungsfunktionen.

In Figma gibt es ebenfalls einige Tools, um Bilder zu bearbeiten. Dazu gehören verschiedene Möglichkeiten der Bildtransformierung wie Zuschneiden, Skalieren, Drehen und Spiegeln. Auch das Anpassen von Helligkeit, Kontrast und Farben ist möglich.

Zudem lassen sich verschiedene Ebenen und Masken verwenden, um bestimmte Bereiche eines Bildes zu isolieren und separat zu bearbeiten. Damit können Anwender grundsätzlich ebenfalls Bilder bearbeiten, jedoch nur in sehr rudimentären Ausmaßen.

Prototypen im Bereich des UX bzw. UI Design

Figma ist ein cloudbasiertes (es lässt sich über das Internet aufrufen) Design-Tool, das sich besonders für die Erstellung von Benutzeroberflächen und die Entwicklung von Prototypen (Definition: Ein Prototyp ist ein funktionsfähiges, aber vereinfachtes Versuchsmodell einer Software. Quelle: t2informatik Blog) für Webseiten und Anwendungen eignet.

Eine der besten Merkmale ist seine vektorbasierte Designumgebung. Diese ermöglicht es Designern, Grafiken zu erstellen, die unabhängig von ihrer Größe gestochen scharf sind. Durch die Verwendung von Vektoren können somit Benutzeroberflächen und Icons problemlos skaliert und angepasst werden, ohne dass das Objekt völlig in einer anderen Größenversion neu erstellt werden müsste.

Dies bedeutet, dass Designer sich weniger Gedanken über verschiedene Bildschirmgrößen und -auflösungen machen müssen und sich stattdessen auf die Gestaltung großartiger Designs konzentrieren können.

Mit Figma können Designer nicht nur statische Designs erstellen, sondern auch interaktive Prototypen, die das tatsächliche Benutzererlebnis simulieren. Dies ermöglicht es Designern, ihre Designs auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor sie in die Entwicklung übergehen.

Es bietet auch eine Vielzahl von Bibliotheken und Ressourcen, die Designern dabei helfen, ihre Kreativität zu entfalten. Von vorgefertigten UI-Kits über Icons bis hin zu Schriftarten bietet das Programm eine umfangreiche Auswahl, die Designern helfen, Zeit zu sparen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Gestaltung großartiger Benutzeroberflächen.

Photoshop ermöglicht es Designern, Benutzeroberflächen und UI-Elemente wie Schaltflächen, Symbole und Menüs zu erstellen. Mit den umfangreichen Grafik- und Zeichenwerkzeugen können Designer hochwertige Designs erstellen.

Obwohl es nicht über dedizierte Prototyping-Funktionen wie Figma verfügt, können Designer dennoch interaktive Prototypen erstellen, indem sie verschiedene Bildschirmzustände in separaten Ebenen entwerfen und sie dann mit Verknüpfungen oder Animationen verbinden. So kann eine Benutzeroberfläche in ihrem Usererlebnis getestet werden.

Dennoch sind diese Funktionen sehr eingeschränkt, da ein umfangreiches Testen der Benutzeroberflächen während der Entwicklung nicht möglich ist.

Weitere Unterschiede bei den Programmen

Neben diesen beiden Hauptunterschieden trennen beide Programme noch ein paar andere Dinge. Vor allem bei der Benutzerfreundlichkeit merkt man einen Unterschied, denn die Vielzahl an Funktionen macht Photoshop eher unübersichtlich. Um die verschiedenen Werkzeuge zu finden und die Möglichkeiten kennen zu lernen, ist eine gewisse Einarbeitungszeit notwendig.

Die Benutzeroberfläche von Figma ist weitaus übersichtlicher und intuitiver, sodass es auch für Anfänger einen einfacheren Einstieg ermöglicht.

Wer einmal Hilfe benötigt, findet bei beiden Programmen einen E-Mail-Support, eine Wissensdatenbank und ein Forum. Da Photoshop allerdings weitaus mehr Anwender hat, gibt es in der Community weitaus mehr Lösungen. Zudem bietet das Adobe-Programm auch einen Telefonsupport, 24/7-Erreichbarkeit und einen Chat.

Für beide Programme lassen sich für die meisten Funktionen umfangreiche Erklärvideos auf den gängigen Videoplattformen finden, wobei es auch hier für Photoshop mehr Auswahl gibt.

Fazit: Das beste Grafikprogramm?

Neben einigen Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Photoshop und Figma sehr große Unterschiede.

Zwar haben beide Programme Funktionen für alle Bild- und Grafikbearbeitungen. Sie unterscheiden sich aber deutlich bei ihrem Schwerpunkt.

Während Photoshop seine großen Stärken in der Bildbearbeitung hat, ist Figma bestens für UX- und UI-Designs geeignet. Damit kommt es auf das jeweilige Projekt an, um das beste Programm zu finden.

Photoshop ist am besten geeignet für:

  • Fotografen zur Verbesserung und Bearbeitung von Fotos
  • Illustratoren zur Erstellung von kreativen Grafiken
  • Grafikdesigner zur Erstellung von Logos und anderem
  • PR-Spezialisten zur Bearbeitung von Plakaten
  • Marketingfachleute zur Erstellung von Broschüren

Dagegen ist Figma eher bei folgenden Berufsgruppen anzutreffen:

  • UX/UI-Designer zur Erstellung interaktiver Benutzeroberflächen
  • Produktdesigner für Apps, Webseiten und anderes
  • Produktmanager zur Nachverfolgung von Benutzerflüssen

Insgesamt ergänzen sich Photoshop und Figma eher, anstatt Konkurrenten zu sein.

Zusatz: Im Webdesign

Man kann sagen, dass immer mehr Webdesigner auf Figma umsteigen, da es für User Interface Design gemacht ist und es die Prozesse hier vereinfacht. Während Photoshop eigentlich für die Bearbeitung von Fotos gedacht war, um im Grunde genommen für das Webdesign umfunktioniert wurde, da man damit Benutzeroberflächen designen kann.

Der Übernahmeversuch von Figma durch Adobe zeigt, wie wichtig das UI Tool für Webdesigner geworden ist. Denn lange Zeit war Adobe das Go To Werkzeug, um Benutzeroberflächen zu erstellen. Das hat sich mit Figma geändert.

Die Übernahme wurde jedoch nicht durch den Gesetzgeber genehmigt. Auch das zeigt, dass auch die Marktregulatoren in der EU/ Großbritannien erkannt hatten, wie Markt-dominierend Adobe dadurch geworden wäre.

Interessante Links:

Ein Vergleich der beiden Werkzeuge auf getapp

Unterschiede von Figma und Photoshop (Beitrag auf Englisch)

Bilder: Canva


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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