7 Fragen beim Outsourcing nach Indien

In diesem Beitrag schauen wir uns unterschiedliche Fragen, die oftmals im Offshore Outsourcing gestellt werden.

1) Wie ist der kulturelle Unterschied?

Man kennt die Bilder von Kühen auf der Strasse. Die Karen, die von Bullen gezogen werden. Die indischen Rituale am Ganges. Dürre Menschen, die auf verstaubten Strassen laufen.

Das Bild, das auch heute noch gezeigt wird, wenn es um Indien geht, sind die gleichen, die auch vor 20 oder 30 Jahren gezeigt werden.

Indien hat sich jedoch rasant verändert. Jugendliche und Menschen bis zum Alter von 40 Jahren sind bereits modern aufgewachsen. Die meisten schauen sich auf YouTube PewDiePie an, oder eifern dem nächsten Marvel Film entgegen. Und danach gehts dann am liebsten zu KFC oder Mc Donalds. Die Lebensweisen haben sich extremst angeglichen, zu dem, was man aus Deutschland kennt.

Ich kann mich noch an das Jahr 1997 erinnern, wo das alles noch anders war. Dort hat man tatsächlich gelebt, wie man das aus den Dokumentationen über Indien kennt. Weitestgehend wurden Hindi oder Bollywood Filme angeschaut. Danach ging es zu einer Rundi Chapati und indischem Chilli Chicken.

Heute sieht das bereits sehr viel anders aus. (Auch wenn ich die alten Zeiten nicht schlecht reden möchten 😊 Die neuen Zeiten gefallen mir besser)

2) Verstehe ich das Englisch der indischen Entwickler?

Das Bild der indischen Person, welches mit einem starken Akzent spricht, ist im Westen weit verbreitet.

Auch wenn man mit anderen über deren Erfahrungen spricht, dann wird darüber berichtet.

Man sollte jedoch nicht vergessen, dass bei sehr grossen IT Dienstleistern in Indien nicht selten Personen eingestellt werden, die direkt von der Universität kommen und noch sehr wenig Berufserfahrung mitbringen. Dann wird man genau diese Erfahrungen machen. Die grossen IT Dienstleister in Südasien wissen aber auch, dass sich diese Junior Entwickler mit der Zeit einarbeiten und besser werden.

(Nebenbemerkung: Ich selbst hatte mit einigen IT Unternehmern in Indien gesprochen, wie das mit den Hochschulabsolventen funktioniert. Soweit ich das verstanden habe, werden diese aus einem sehr grossen Pool an Bewerbern herausgefiltert. Nach einem sechsmonatigen Training sollen diese Programmierer genauso gut sein wie Personen, die bereits zwei bis drei Jahre Berufserfahrung haben. Was ich den jeweiligen IT Unternehmern auch glaube.

Vor einigen Jahren habe ich noch ab und zu von ausserhalb Entwickler-Leistungen eingekauft. Dort war eine Person, die sich “gerade mal” ein Jahr in einem bestimmten CMS auskannte. Der Kunde war begeistert von dem Entwickler. Obwohl der indische Entwickler gerade aus der Hochschule kam und erst ein Jahr Berufserfahrung hatte.

Ich selbst hatte grosse Zweifel, denn ich stelle in den meisten Fällen Programmierer bereit, mit mehreren Jahren Berufserfahrung, wenn nicht sogar Entwickler mit mehr als 7 bis 8 Jahren Berufserfahrung.

Gleichzeitig sollte man das nicht mit einem Hochschulabsolvent aus Deutschland mit einem Jahr Berufserfahrung vergleichen. Denn der Hochschulabsolventen aus Deutschland wird meistens bereits älter sein und auch sonst mehr Berufserfahrung vor und während des Studiums gesammelt haben.

Das bedeutet, dass das Modell “Hochschulabsolventen einstellen und ausbilden” durchaus funktionieren kann. Die grossen IT Dienstleister wie TCS oder Infosys in Indien mit mehreren Hundert Tausend Mitarbeitern sind das beste Beispiel dafür.)

In der Realität haben sich jedoch auch die Englischkenntnisse des indischen Personals sehr stark verbessert. Auch wegen der kulturellen Angleichung zum Westen.

Es wird sowieso schon in der Schule und an der Universität auf Englisch unterrichtet. Dazu kommen dann auch noch englischsprachige Filme, Musik und ähnliches.

Das Englisch ist also besser geworden.

3) Wie ist die Kommunikation? Ich habe gehört das die Personen aus Indien oftmals sehr zurückhaltend mit Antworten sind

Auch das stimmt zum Teil. Unerfahrene Entwickler sind tatsächlich oftmals etwas zurückhaltend mit ihren Antworten. Das ist aber generell so in Indien. Wenn man den Mitarbeitern jedoch klar macht, dass deren Input geschätzt wird. Dann öffnen sich diese Personen auch mit der Zeit.

Zudem gibt es auch Personen in Indien, die bereits diese Offenheit mitbringen und sehr gut kommunizieren. Bei den ersten ein bis zwei Personen, die man in Indien beschäftigt, kann man dann darauf achten, dass man Entwickler/ Mitarbeiter nimmt, welche diese Kriterien erfüllen.

Später kann man dann auch Leute einstellen, die eventuell nicht so kommunikativ sind. Zum einen können diese Personen dann an die neue, kommunikative Art der Zusammenarbeit herangeführt werden. Zum anderen können die zuerst eingestellten Personen auch bei der Kommunikation unterstützen.

Das Vorurteil über die schlechte Kommunikationsqualität kommt aber zum Teil auch aus der Vergangenheit, wo das noch verbreiteter war. Und auch aus den Unternehmen, die eben die Junior Entwickler mit kaum Berufserfahrung zur Verfügung stellen. Von diesen kommen eben nur zögerlich oder kaum Antworten auf Fragen.

Ein weiterer Grund ist, dass auch heutzutage noch einige Entwickler eben nicht gut kommunizieren. Weil es lange Zeit eine Art Aufteilung von Aufgaben gab. Es gab in der Vergangenheit in IT Unternehmen in Indien, auch in kleineren Agenturen und IT Dienstleistern, eine Aufteilung in Entwickler, die eben, wie der Name schon sagt – entwickeln. Und dann gab es noch einen IT Projektleiter, dessen Job die Kommunikation mit dem Kunden ist. Dieser IT Projektleiter spricht dann perfektes Englisch und kommuniziert auch gut. Und spricht dann mit dem indischen Programmierer auf der indischen Sprache. Das führt dann dazu, dass der IT Projektleiter immer besser in der Kommunikation im Englischen wird und der Programmierer sich gewohnt ist auf der indischen Sprache zu unterhalten.

Daher sollte man beim Einstellungsprozess oder wenn man von dem IT Dienstleister in Indien, Profile vorgeschlagen bekommt, darauf achten, dass diese Personen auch Erfahrungen im direkten Umgang mit Kunden gemacht haben. Und wenn diese noch keine solchen Erfahrungen gemacht haben, dass diese in der Lage sein werden, sich diese anzueignen. Personen, die gut im Programmieren sind und sich gut in Englisch ausdrücken können, können sich meistens auch in die Kundenkommunikation einarbeiten.

4) Wie sind die rechtlichen Rahmenbedingungen? Bekomme ich denn irgendeine Dienstleistung für meine Investition?

Die meisten Menschen haben Angst, Geld unnötig zu verlieren. Das ist bei „normalen“ Bürgern so, aber natürlich auch bei Unternehmern.

Besonders wenn man mit einem anderen Land wie Indien noch nicht zusammengearbeitet hat. Und seine meisten Lieferanten in Deutschland sitzen hat.

In der Realität funktionieren Geschäftsbeziehungen in Indien, wie in Deutschland auch, erstmal auf – Vertrauen. Denn in einem Vertrag kann vieles drinnen stehen. Wenn das Vertrauen nicht da ist, dann bringt auch ein Vertrag erstmal wenig.

Um einen Vertrauensvollen Partner zu finden, kann man auf einige Punkte achten:

a) Ist der Partner in Indien – Spezialist – in seinem Bereich

Wenn man zum Beispiel eine Mobile App entwickeln will. Dann sollte man einen IT Dienstleister suchen, welcher spezialisiert auf die Mobile App Entwicklung ist, und das seit mehreren Jahren.

Wenn Sie eine Android App entwickeln wollen und der Partner eine Spezialisierung auf nur Android Apps hat und das seit vielen Jahren, dann können Sie sich sicher sein, dass zumindest der technische Teil definitiv abgebildet werden kann.

Die Herausforderung bei solchen Spezialisten wird dann wohl eher sein, ob man hier eine „Ersparnis“ erzielen kann. Denn solch ein Spezialist in Indien wird auch in Indien hohe Summen in Anspruch nehmen. Und eventuell genauso hoch sein wie ein IT Unternehmen in Deutschland. Denn solche IT Unternehmen vertreiben ihre Services nicht selten weltweit und in den USA, wo die Preise nicht selten höher sind als in Europa.

b) Hat der Partner bereits mit Unternehmen aus dem Ausland gearbeitet

Es gibt viele IT Dienstleister in Indien die nur für den lokalen indischen Markt arbeiten. Solche Anbieter sind nicht selten extrem schlecht in der Kommunikation in Englisch. Denn diese können sich auf indischen Sprachen mit den Kunden in Indien austauschen.

Daher sollte man eine Agentur oder Software Dienstleister suchen, der auch mit Kunden aus Europa oder den USA gearbeitet hat.

c) Sagt der IT Dienstleister zu allem „Ja“, oder gibt es Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit

Manche Outsourcing Unternehmen in Indien sagen zu allen Anfragen und Nachfragen „Yes, Sir, we can do it“.

Gute Offshore Outsourcing Dienstleister haben jedoch Rahmenbedingungen, wie sie mit ihren Kunden zusammenarbeiten. Wenn diese Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden, dann wird auch von einer Zusammenarbeit abgeraten, oder eventuell andere Dienstleister empfohlen, welche die Aufgaben besser erledigen können.

Dieses „Nein“ sagen zu, im Grunde genommen „Geld“, ist nicht so einfach und wird nur von erfahrenen Unternehmern und IT Unternehmen gemacht. Denn ein finanz-schwaches Unternehmen in Indien oder ein Software-Freelancer, der das Geld „braucht“, wird zu jedem Projekt „Ja“ sagen, auch wenn dieser weiss, dass er oder sie die Aufgabe nicht wirklich erledigen kann. Der Unternehmer denkt sich in diesem Moment jedoch „Ich mache ja nichts falsches, ich kann mir das ja auch mit der Zeit aneignen“.

Das Problem bei der Annahme von IT Projekten, mit welchen man sich nicht auskennt, ist jedoch, dass man dann den Aufwand nicht einschätzen kann.

Der Entwickler, der vielleicht bereits viele Jahre Berufserfahrung hat und sich eben erst selbstständig gemacht hat oder einen IT Dienstleister in Indien gegründet hat, wird also erstmal jedes Projekt annehmen. Und einen fixen Preis nennen, um eine Sache umzusetzen.

Er oder sie kennt jedoch nicht den genauen Umfang. Wenn sich der erfahrene Entwickler dann in die neue Technologie einarbeitet und merkt „Ups, wenn ich das mit dieser Technologie umsetze, mit den gegebenen Anforderungen, dann brauche ich anstatt der budgetierten 30 Tage, viel mehr Zeit, eventuell 6 Monate.“

Der IT Unternehmer in Indien hat jedoch nur sagen wir mal 3000 US Dollar als Budget gegenüber dem Kunden aus Europa genannt. Wie soll er das nun erklären das er das sechsfache benötigt?

Und so entsteht eben ein hin und her, das man aus so vielen IT Offshore Outsourcing Projekten kennt.

Ein erfahrener IT Unternehmer der sich in der Technologie auskennt, hätte jedoch bereits von Anfang an die Rahmenbedingungen gestellt. Erstens: Es kann nur ein grober Rahmen für das Budget genannt werden. Zweitens: Sollte sich herausstellen dass es mehr Zeit benötigt, als initial veranschlagt, dann muss man entweder das Budget erhöhen oder die Funktionalitäten reduzieren.

In den meisten Fällen werden erfahrene IT Unternehmen jedoch versuchen, die Anforderungen zum Start genauer festzulegen. Und wenn man die dahinter liegende Programmiersprache oder Framework sehr gut kennt, dann wird man auch den Aufwand besser einschätzen können. Wenn man dann noch einen Puffer in das Budget einbaut, dann kann auch der IT Unternehmer davon ausgehen, dass er oder sie einen Gewinn machen wird.

Wobei es immer besser ist, den Weg mit der offenen Kommunikation zu gehen. Jedoch wollen viele Kunden in der Praxis einen festen Preis, wenn es um die Entwicklung einer Software geht, besonders dann, wenn diese selbst keine Programmierer sind.

5) Wie sind die Gesetze in Indien geregelt?

Gibt es sowas wie ein Gesetz in Indien? Oder geht es dort zu wie im wilden Westen. Wenn man sich die Dokumentationen im Fernsehen oder auf YouTube anschaut, dann könnte man schnell auf diesen Gedanken kommen. Denn es werden ja oftmals verstaubte Strassen und eben die freilaufenden Kühe gezeigt.

Jedoch sieht auch hier die Realität anders aus. Auch im IT Bereich gibt es in Indien starke Gesetze, welche darauf ausgerichtet sind, Kunden in einem Offshore Outsourcing Projekt zu schützen.

Denn es ist auch im Interesse der indischen Regierung, die boomende Offshore Outsourcing Industrie zu stärken. Und ein starker gesetzlicher Rahmen bewirkt gerade das.

Denn dann weiss auch der IT Unternehmer in Indien, oder der dort Angestellte Programmierer, dass es Gesetze gibt, die eingehalten werden müssen.

Es gibt nicht nur Gesetze, welche die IT Zusammenarbeit regeln. Es gibt natürlich auch Arbeitsrecht (das so ähnlich ausgelegt ist wie in Deutschland, wenn auch nicht so extremst reguliert, das kommt vielleicht noch in den nächsten Jahren), Vertragsrecht und viele weitere rechtliche Rahmenbedingungen.

6) Wie kann ich wissen, ob für das, was ich bezahle auch, was gemacht wird?

Der Entwickler in Indien sitzt ja weit weg. Wie kann ich denn wissen, dass dieser auch was macht?

Meine eigene Erfahrung ist, dass man nicht wissen kann, was ein Angestellter macht, auch wenn dieser ein paar Reihen weiter sitzt. Denn der Angestellte kann immer so machen, also ob dieser arbeitet. Ob er oder sie das auch wirklich tut, kann man nicht wirklich überprüfen. Besonders bei Arbeit, bei dem man sein Wissen einsetzen muss.

Bei uns setzen wir daher zum Beispiel darauf, nur Kunden anzunehmen, die sich zum Beispiel auch selbst mit der Programmierung auskennen. Dann kann man nämlich relativ schnell wissen, ob der indische Programmierer gute Arbeit leistet oder eben nicht. Das Problem entsteht nur dann, wenn der Kunde sich, wie in diesem Beispiel, nicht mit der Programmierung auskennt. Denn dann muss man sich auf das Wort des indischen Mitarbeiters verlassen und kann es nicht wirklich überprüfen.

So ist es jedoch in allen Bereichen einer Zusammenarbeit. Man kann nur das überprüfen, was man auch selber kennt. Zum Beispiel weiss ein Email Marketer wie Email Marketing funktioniert und kann überprüfen, ob ein Mitarbeiter aus dem Email Marketing Bereich seine Arbeit auch gut macht. Eventuell kann man sogar einen ganzen Prozess aufbauen, wie das Email Marketing richtig durchgeführt wird. Und man könnte auch daran sehen, ob der Mitarbeiter seine Arbeit gut macht.

Es ist also egal ob der Mitarbeiter eine Reihe weiter sitzt oder eben in Indien. Wenn Sie nicht wissen, was der Mitarbeiter macht oder besser gesagt, sie das nicht überprüfen können, weil Sie die Aufgabe selbst nicht kennen, dann macht es keinen Unterschied.

Anders sieht es aus, wenn Sie selbst ein Spezialist in der jeweiligen Tätigkeit sind.

7) Das Vorurteil „Indische Entwickler sind schlecht“ und das positive Vorurteil „Indische Entwickler sind geboren um Programmierer zu sein“

Wenn man mit Menschen aus Europa spricht, dann hört man entweder „Indische Entwickler sind wirklich schlecht“ oder „es sind die genialsten Programmierer der Welt“.

Was stimmt nun jetzt? Sind indische Programmierer nun gut oder schlecht?

Der Grund für das positive Bild:

Das positive Bild über die indische IT ist geprägt dadurch, dass es sehr viele grosse IT Dienstleister gibt. Tata Consultancy Services (kurz TCS), Wipro, Infosys, Cognizant und ähnliche sind nur einige Beispiele.

Dadurch gibt es zum Beispiel auch viele Beziehungen zu Industrieunternehmen in Deutschland. Durch welche dann auch berufliche Beziehungen zwischen Menschen aus Deutschland/ Europa und Menschen aus Indien entstehen.

Gleichzeitig gibt es auch immer mehr CEO’s mit indischer Herkunft, von grossen internationalen IT Firmen. Hier einige Beispiele: Sundar Pichai (CEO, Google), Satya Nadella (CEO, Microsoft), Shantanu Narayen (CEO, Adobe), Arvind Krishna (CEO, IBM). Die Liste lässt sich noch weiterführen.

Auch gibt es viele Programmierer in den USA in hohen Positionen, welche Kontakte mit Personen aus Deutschland haben, meistens im beruflichen Umfeld.

All das führt zu einem extremst positiven Bild.

Der Grund für das negative Bild:

Das Geschäftsmodell der grossen indischen IT Dienstleister ist so aufgebaut, dass diese Personen direkt aus den Hochschulen anwerben. Diesen ein On-The-Job-Training geben, was meistens zirka 6 Monate dauert, und diese werden dann direkt auf IT Projekte in grossen internationalen Teams angesetzt.

Die Problematik ist jedoch dabei, dass deren Englisch meistens schlecht ist. Deren IT Kenntnisse sind eher niedrig. Der Software Code ist noch nicht wirklich auf hohem Niveau. Und es gibt sicherlich noch viele weitere Punkte, die man hier erwähnen kann.

Wenn jetzt ein Teammitglied aus Deutschland mit so einem sogenannten „Fresher“ (so werden Personen genannt, die direkt von der Hochschule kommen) in Kontakt kommt, dann entstehen eben diese negativen Meinungen.

Ein weiterer wichtiger Grund für die negative Meinung ist das Problem, dass es immer viele Einsteiger gibt, die sich als IT Unternehmer oder Software Freelancer in Indien selbständig machen, und diese Personen wollen Projekte um jeden Preis gewinnen. Dann werden Versprechen gemacht, die nicht eingehalten werden können.

Das beste Beispiel ist die Person (irgendwo aus Europa), die eine Mobile App Idee hat und dafür maximal 2000 Euro bis 4000 Euro ausgeben möchte. Sucht man Online nach Anbietern in Indien, die solch eine App entwickeln sollen, dann findet man unendlich viele Angebote. Die Anbieter unterbieten sich meistens mit dem Preis und meistens auch mit immer mehr Funktionalitäten. Am Ende entscheidet sich die Person aus Europa für den Anbieter, der 3000 Euro nimmt, für eine App mit vielen Funktionalitäten, welche separat für iOS und separat für Android nativ entwickelt wird.

Ein erfahrener iOS Entwickler weiss jedoch, dass die Erstellung des App Designs bereits eventuell 1000 bis 2000 Euro sein wird, auch in Indien. Und hier sprechen wir nicht mal von der Umsetzung von den Funktionalitäten, welche eventuell das Fünffache an Arbeitszeit und Budget beanspruchen wird. Und hier sprechen wir nur von der iOS Version. Und nicht einmal von der Entwicklung der Android App.

Dass die 3000 Euro daher niemals als Budget funktionieren wird, ist also eigentlich von Anfang an klar. Der indische IT Unternehmer denkt sich jedoch. Eventuell kann ich das doch schon irgendwie schaffen. Weil man braucht ja das Geld, um seine Fixkosten zu denken.

Das IT Projekt ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Jedoch will das die Person aus Europa und der Entwickler aus Indien nicht wahr haben. Denn die Person aus Europa hat ja ein „tolles Schnäppchen“ gemacht. Und der indische Entwickler hat ein „tolles Projekt“ an Land gezogen.

Die Meinung wird dann aber natürlich nach der Zusammenarbeit sein „Indische Entwickler sind schlecht“. Und nicht „Eigentlich hätte ich einen komplett anderen Ansatz wählen müssen, um die App zu entwickeln“. Zum Beispiel hätte man einen Mitgründer ins Boot holen können, der sich mit Programmierung auskennt und welcher die erste Version der App schreibt. Mit welcher man dann die ersten Investitionsrunden bekommt.

Was ist nun die Realität? Sind die Entwickler in Indien nun gut oder schlecht?

In der Realität gibt es viele Programmierer in Indien. Manche machen nur einfachste Aufgaben. Und manche sind richtig gute Programmierer, die auf Top Niveau arbeiten und sich in die neuesten Programmiersprachen und Frameworks und Coding Ansätzen aneignen.

Man muss im Auswahlprozess darauf achten, die richtigen Kandidaten zu selektieren.

Aus dem Lebenslauf, aus der bisherigen Berufslaufbahn, aus der Spezialisierung auf eine bestimmte Technologie, den Englischkenntnissen und den kommunikativen Fähigkeiten, kann man meistens herleiten, ob es sich um einen guten Programmierer handelt.

Es gibt also keine „Programmiergötter“ oder „schlechte Programmierer“ in Indien. Es kommt darauf an, nach was man sucht. Es gibt auch IT Unternehmen, die nur eine Person suchen, die eine WordPress Webseite installiert und eine vorgefertigte Designvorlage einfügt. Das muss kein „schlechter Programmierer“ sein. Wenn man jedoch diese Person einstellt, um eine komplexe Softwareprogrammierung in Java umzusetzen, kann es höchstwahrscheinlich zu Herausforderungen kommen. In diesem Fall hätte man dann eine Person mit mehreren Jahren Erfahrung in Java einstellen sollen.

Meine Empfehlung „Einfach machen“

Ich hatte letztens mit einem Kunden ein Gespräch zu diesem Thema. Der beste Weg ist einfach mal mit einem Entwickler anzufangen. Im Grunde genommen „klein Anfangen“, dann ist auch das Risiko gering.

Wenn man sieht, dass es gut läuft, dann kann man auch weitere indische Entwickler in das Team holen.

Bilder: Canva


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

Schreibe einen Kommentar