Werden Webanwendungen bald Desktop Applikationen komplett ersetzen?

Die Frage stellt sich schon seit einigen Jahren: sind Web- Anwendungen der bessere Ansatz bei der Entwicklung von Apps und kann man Desktop Anwendungen inzwischen komplett wegpacken? Welches ist die bessere Variante?

Spätestens beim nächsten Projekt steht man wieder vor der Entscheidung ob die nächste App als Desktop- oder Web-Version entwickelt werden soll.

Eine Anwendung, die nur auf dem installierten Gerät funktioniert und gerade vielleicht mit einem Server in Verbindung ist. Oder doch lieber eine Webanwendung die ortsunabhängig über das Web oder den eigenen Server agiert.

In diesem Beitrag werden beide Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen näher unter die Lupe genommen um nachzuvollziehen ob ein kompletter Verzicht auf die Desktop App überhaupt möglich ist und ob es eine Alternative zu dem ganzen gibt.

Desktop Applikationen- still alive?

Vor ein paar Jahren wurde noch stark propagiert, dass Anwendungen über den Desktop ausgestorben seien und die Zukunft ausschließlich dem Web gehöre. Dass das nicht stimmt, hat sich inzwischen durch den Übergang vieler Anwendungen wieder zurück zur stationieren App bewiesen.

Desktop Anwendungen ist die allseits bekannte, geliebt wie verbannte, klassische Variante. Wir kennen sie noch von unseren statisch auf einen Rechner herunter geladenen Apps wie etwa Microsoft Office. Sie bilden unter anderem unsere heutige Auffassung von Software.

Hier einige Vorteile, die diese Version von Apps mit sich bringen:

  • Einmal auf dem jeweiligen Gerät installiert, bedarf es keiner ständigen Internetverbindung um an die Anwendung zu gelangen
  • Daten werden lokal auf dem jeweiligen Rechner gespeichert, so dass eine nahezu vollkommene Kontrolle über die App und die İnformationen besteht
  • Die speziell konzipierten Apps ermöglichen eine leichte Verarbeitung komplexer Vorgänge
  • Generell sind die Hosting- Gebühren geringer
  • In der Regel ist es nur den nativen Apps möglich auf die Funktionalitäten, zum Beispiel eines Smartphones, wie etwa der Kamera zuzugreifen

Die Nachteile liegen ebenfalls auf der Hand:

  • Apps müssen manuell in gewissen Abständen aktualisiert werden, dies kann bei Desktopanwendungen schwer werden
  • Ebenfalls ist es wichtig immer wieder ein Backup der Daten zu erfassen, da nun mal alle Informationen auf der Hardware gesichert sind. İst der Rechner nicht mehr intakt, können im Zweifel alle Daten verloren gehen
  • Die Sicherheit der Daten hängt im Großen und Ganzen von den auf dem Gerät angebrachten Maßnahmen ab
  • Die App ist auf dem Gerät installiert, d.h. Um mit der App zu arbeiten, muss folglich das Gerät verfügbar sein

Web-Anwendungen – Zugriff von überall

Anders als bei der Desktop- Version muss bei der Web-Anwendung nichts runtergeladen werden. Denn hierbei handelt es sich um eine speziell angefertigte HTML(5)- Webseite, die von einem Endgerät den Inhalt der App optimiert darstellt. Die Daten sind im Webserver gespeichert.

Hier die Vorteile einer Webanwendung:

  • Die Installation entfällt völlig. Zugriff auf die App besteht von überall wo Verbindung zum Netz oder zum Server besteht
  • Die App startet jedes Mal komplett neu, das bedeutet, dass sie immer auf dem neusten Stand ist. Updates sind deshalb nicht notwendig
  • Mit fast allen Betriebssystemen funktionieren Web- Apps ohne Probleme
  • Es besteht ein einheitliches Benutzer Interface. Dies erhöht die Identität mit dem und fördert die Erfahrung mit dem Produkt
  • Durch das einheitliche Auftreten wird die Bedienung der Tools für den User einfacher
  • Sie sind generell günstiger und erreichen mehr Nutzer
  • Mit den angebrachten Sicherheitsmaßnahmen können die Daten in der Cloud sicher verwahrt werden (beziehungsweise werden die Maßnahmen derzeit immer weiter verbessert)
  • Die Daten werden in der Cloud gespeichert und sind somit über verschiedene Endgeräte immer verfügbar, solange die İnternetverbindung besteht
  • Durch das HTML5 ist es möglich Speicherungen auch im Offline Status durchzuführen
  • Web- Apps können bereits über Suchmaschinen gefunden werden und ohne jegliche Installation direkt angewendet werden
  • Da sie keinen Zulassungsprozess durchlaufen, können sie in kürzester Zeit aktualisiert und veröffentlicht werden
  • Falls der User die Web- App mit einem Lesezeichen speichert, ist sie wie eine Native Anwendung auf dem Home- Screen sichtbar

Folgende Nachteile sind bei den Web- Apps gegeben:

  • Sie sind praktisch und gleichzeitig besteht ein Kontrollverlust in Sachen Datensicherheit, da man nicht weiß, wo die Daten schlussendlich gespeichert sind
  • Es ist nicht möglich in einer Version zu bleiben. Bei jedem Aufruf der App erscheint sie im aktuellen Zustand, auch wenn man vielleicht die ältere Software bevorzugt hat
  • Bei einer langsamen Internetverbindung kann im Zweifel der Zugang zur App ebenso schlecht ausfallen

Desktop vs. Web

Wie die nur teilweise angeschnittenen Punkte zu den beiden Anwendungsmöglichkeiten zeigt, gibt es Vor- und Nachteile sowohl für die Desktopanwendung als auch für die Web- Version. Viel wichtiger ist bei der Entwicklung einer App im Vorfeld zu entscheiden, welche Anforderungen sie erfüllen soll und was das Ziel der Software ist.

Tatsache ist, dass die Desktop Version nicht einfach so wegzudenken ist. Denn gerne werden auch weiterhin Daten auf dem Rechner gespeichert. Mit der Weiterentwicklung öffnen sich weitere Türen wo Desktop Anwendungen sich auch mit der Cloud verbinden lassen. Auch sollte man natürlich beachten, dass sich das Verhalten der Nutzer ständig ändert. Es ist also empfehlenswert eine offene App- Konzeption zukunftsorientiert zu entwickeln, die es später möglich macht, das Vorhandene weiterzubilden, statt eine komplette Neuentwicklung vorzunehmen, die entsprechend für mehr Kosten sorgt.

Falls die App im Nachhinein nicht als Native (speziell für ein Betriebssystem programmierte App) entwickelt werden soll, wird die Web App bevorzugt, weil sie benutzerfreundlich und über verschiedene Browser und Betriebssysteme einsetzbar ist. Ist allerdings zum Beispiel die Notwendigkeit gegeben ein großes Datenvolumen auf dem Endgerät zu speichern, ist eine Native Alternative vorteilhaft.

Neben den zwei Optionen gibt es allerdings auch eine weitere, dritte Möglichkeit, die beide Varianten optimal miteinander verbindet: Hybrid

Der Hybrid Ansatz

Hybrid- Apps sind das Zusammenspiel von Web- und Desktop- Applikationen. So werden verschiedene Cross- Plattformen wie etwa Android, iOS, Windows zusammen eingesetzt und müssen nicht für jedes einzelne Framework einzeln und zeitaufwendig konzipiert werden. Somit sinken auch die Kosten und der Aufwand für verschiedene Tests.

Des weiteren können Hybrid Apps auf die Hardware und die Software des Geräts, wie etwa des Smartphones oder des Tablets, zugreifen. Das ermöglicht die Integration der App mit den verschiedenen Komponenten auf dem Gerät, wie zum Beispiel dem Kalender oder der Kamera. Anzumerken ist, dass sie nur für mobile Geräte verwendbar sind.

Neben der Tatsache, dass ein breites Kundenspektrum erreicht werden kann und sie benutzerfreundlich sind, nutzen sie die Funktionalität einer Web- Applikation, das bedeutet dass sie mit dem Browser in einer Zwischenschicht zusammenarbeiten. Bei Anwendungen die intensive Rechenfunktionen fordern, kann die Leistung wie bei einer Web- App entsprechend sinken.

Multi Channel Lösung

Neben den bereits genannten Möglichkeiten der verschiedenen App- Variationen, gibt es noch die Multi- Channel- App. Sie ähnelt der Hybrid App, funktioniert also auf verschiedenen Betriebssystemen ohne entsprechende einzelne Anpassung.

Der wesentliche Unterschied hierbei ist, dass sie nicht nur auf mobilen, sondern auf allen Geräten funktionieren. Die Nutzererfahrung bleibt durch Multi- Channel auf allen Geräten gleich. Der Nachteil ist jedoch der selbe wie bei dem Hybrid Ansatz.

Fazit

Die Frage ob Desktop Applikationen demnächst nicht mehr existieren werden, kann somit verneint werden.

Sie hat nur ihre Form verändert.

Das ein Trend zur Web App besteht ist derzeit spürbar. Nicht zuletzt wegen dem Preis – Leistungsverhältnis. Ob nun im Wesentlichen die Web Anwendung oder doch die Native App die bessere ist, hängt an sich nur davon ab, was die Zielsetzung bei der Entwicklung der App ist, welche Usergruppe erreicht werden will und welche Konzeption dementsprechend besser passt.

Interessante Links:
Desktop vs. Web? Was ist die bessere Wahl?
OO Services zum Thema

Bilder: Flickr.com/ Basu/ Xue/ Larsson


Der Autor: Sascha Thattil arbeitet bei YUHIRO und hilft Unternehmern und Unternehmen beim einfachen Aufbau von Programmier-Teams in Indien. YUHIRO ist ein deutsch-indisches Unternehmen welches IT Firmen, Agenturen und IT Abteilungen Softwareentwickler bereitstellt.

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